HAUS BELLOMONT |
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![]() 133 Min. | 627819 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | The House of Mirth | ![]() |
Regie: | Terence Davies | |
Musik: | ||
Darsteller: | Gillian Anderson, Dan Aykroyd, Anthony LaPaglia, Eric Stoltz, Elizabeth McGovern, Laura Linney | |
Großbritannien 2000 |
Die bezaubernd schöne Lily Bart ist eine junge Dame der hochgestellten New Yorker Gesellschaft im Jahr 1905. Allerdings ist sie nicht so wohlhabend, wie es ihr ausschweifender Lebensstil erfordert. Auf Dauer kann sie sich den Luxus nicht leisten, sie ist finanziell von den Zuwendungen ihrer äußerst knausrigen und streng moralischen Tante Julia abhängig. Zudem hat sie sich beim Kartenspielen eine dicke Summe Spielschulden eingebrockt. Um also an Geld zu kommen, macht sich Lily, die bisher immer große Vorzüge auf ihre Ungebundenheit gegeben hat, auf die Suche nach einem Ehemann - und natürlich auch weil es in ihren Gesellschaftskreisen so erwartet wird, daß eine Dame in den besten Jahren sich verheiratet.
Lawrence Selden, den sie wirklich gern mag, lehnt ihren Heiratswunsch ab. Er glaubt, er könne ihr als einfacher Rechtsanwalt nicht das aristokratische Leben in Reichtum und hohem Ansehen bieten, das sie sich vorstellt. Dagegen machen ihr andere Herren den Hof, die zwar reich sind und ihr galant aus ihren Geldnöten helfen wollen, aber ihr Herz nicht gewinnen können. Lilly will einen Mann nur aus Liebe heiraten und unter keinen Umständen nur wegen seines Geldes.
Die hartherzige alte Tante Julia, die Lilys Spielsucht ebenso mißbilligt wie ihre lockeren Kontakte zu Männern, straft die Nichte bei ihrem Ableben, indem sie ihr von ihrem großen Vermögen so gut wie nichts vererbt. Lilys Schulden werden immer erdrückender, und sie weigert sich standhaft, von den scheinheiligen Herren aus ihrem Freundeskreis diskrete finanzielle Hilfe anzunehmen, die sie mit unmoralischen Gefälligkeiten abgelten soll.
Lily verstrickt sich in einem Netz von Intrigen und Hinterhältigkeiten, welches ihre vermeintlichen Freunde und Freundinnen spinnen. Nachdem ihre verlogene Freundin Bertha ihr eine Affäre mit ihrem Gatten unterstellt, kommt es zum Eklat. Lily wird regelrecht abserviert und geächtet. Ihr Ruf ist ruiniert, und sie ist nun vollkommen mittellos. Nach diesem tiefen Fall muß die verwöhnte Frau in einem schäbigen Zimmer zur Miete wohnen und ihre Arbeitskraft zu Markte tragen. Sie trägt es mit Würde. Ihre Situation ist verzweifelt, es gibt keinen Weg mehr nach oben...
Mit einer atemberaubenden Hingabe inszeniert Terence Davies ein edles Kostüm-Melodram, in dem jedes Detail für die Kamera fast kultisch zelebriert wird. Auch bei der Auswahl der musikalischen Untermalung mit Werken aus der Klassik setzt der Regisseur jeden Ton so akkurat, als wäre die Musik der filigrane Zuckerguß auf einer Torte. Edith Whartons Roman "The House of Mirth" wird in der sorgsamen Ausstattung der historischen Gebäude und Kulissen zum Leben erweckt. Es ist ein präzises Zeitportrait über den dekadenten Geldadel in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts. Die Dialoge sind so schnippisch wie die ganze eitle Pfauengesellschaft, aber hier wird genüßlich in gepflegter Sprache parliert. Das hervorragende Schauspielensemble mit Gillian Anderson in der Hauptrolle führt die tragische Geschichte von eine unverheirateten Aufsteigerin und ihrem Niedergang auf. Obwohl sie von allen Seiten kritisiert und bald sogar angefeindet wird, bleibt Lily Bart die einzige moralische Person in einem Sumpf aus Gier und Neid, Betrug und Verrat. Die Mechanismen, nach denen in der gehobenen Gesellschaft Beziehungen und Konventionen gestrickt und auch wieder zerrissen werden, sind nahezu universell; in entsprechenden Kreisen funktioniert das auch heute noch so, daß Menschen zu Spielbällen eines gnadenlosen Systems werden.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 627819 DE |
Tonspur: | Deutsch / Englisch | |
Untertitel: | D, E | |
Länge: | 133 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | |
Extras: | Audiokommentar des Regisseurs, Making of, Interviews |
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