SPARTA

  • Film DVD
  • deutsch-rumänische OF
    94 Min.
    629439 DE

    Originaltitel: Sparta
    Filmlänge: DVD 90 Min. ohne Abspann
    Regie: Ulrich Seidl
    Musik:  
    Darsteller: Georg Friedrich, Octavian Nicolae Cocis, Gianni Gramaticu, Adrian Aurel Murariu, Ionel Alexandru Moldovn, Eric Daniel Moldovan, Adrian Rares Szulczer, Rares Rus, Darius Florian Szulczer, Marius Ignat, Florentina Elena Pop, Hans-Michael Rehberg, Raul Cira, Alexandru Cira
    Österreich / Frankreich / Rumänien 2022

    SPARTA

    In Rumänien hat sich der Österreicher Ewald ein neues Leben eingerichtet. Zwischen der Arbeit in einem Kraftwerk und der unbefriedigenden Beziehung mit seiner Freundin streift Ewald durch die Stadt und sucht die Nähe von Spielplätzen. Von einer quälenden Sehnsucht getrieben zieht Ewald Hals über Kopf bei der Freundin aus und begibt sich mit seinem Wagen in eine ländliche Gegend. Dort entdeckt er ein leerstehendes, vor sich hin verfallendes Schulgebäude. Das ist perfekt für seinen Plan.
    In der Umgebung spricht der Mann verschiedene Jungen an, bei denen er sich als Judolehrer ausgibt. In dieser todlangweiligen Nachbarschaft braucht es nicht viel, um die Jungs mit kumpelhaftem Habitus für sich zu gewinnen. Schnell wird die verlassene Schule zum Ort, wo die Jungen ihre ganze Freizeit verbringen. Gemeinsam machen sie sich an die Renovierung, bauen einen Zaun um das Gelände, richten einen Kampfsportraum ein. "Sparta" nennen sie ihr neues Domizil.
    Es wird Sommer. Die Knaben trainieren ihre Körper, machen begeistert Abenteuer- und Kampfspiele, die Ewald sich ausdenkt. Dabei sind sie fast nur noch mit Unterhosen bekleidet. Jeder von ihnen bekommt einen Kämpfernamen aus der Welt der griechischen Götter. Sie veranstalten Ringkämpfe im antiken Stil. Zu Ewalds besonderem Liebling wird der zarte Octavian. Der sensible Junge hält sich mehr abseits, spricht nicht viel, trägt am Körper Blessuren von den Schlägen seines Vaters. Ewald konfrontiert die Eltern damit. Die sind empört über die Anschuldigungen. Langsam werden die Eltern mißtrauisch. Wer ist der Fremde? Was will der Mann wirklich von ihren Söhnen? Warum sind die Kinder öfter bei ihm als zu Hause? Es gibt erste Drohungen - beiderseits. Als Octavian vor den Mißhandlungen seines autoritären Vaters zu Ewald flüchtet, eskaliert die Lage. Die Stimmung im Dorf kippt. Aufgebrachte Väter stürmen "Sparta"...

    Die Handlung weckt Erinnerungen an einen Fall, der in den 2000er Jahren aufgedeckt wurde: Männer aus Deutschland hatten in einem verarmten rumänischen Dorf unter dem Deckmantel eines sozialen Projekts Kampfsporttraining für Jugendliche angeboten. Dabei waren die Jungen verleitet worden, sich in sexualisierten Posen filmen zu lassen. Das so produzierte Videomaterial war weltweit vermarktet worden.
    So weit geht es bei "Sparta" nicht. Zwar macht Ewald hier mit dem Smartphone Fotos von den schmächtigen Buben, wie sie mit freiem Oberkörper ihre eher wenig vorhandenen Muskeln zeigen, aber er verfolgt damit keine monetären Interessen. Die Aufnahmen dienen seiner eigenen Befriedigung. Der Fokus des Films liegt auf der Figur von Ewald, der seine Liebe zu Knaben nicht aus der Welt schaffen kann. Es ist ein unausweichlicher Teil von ihm. Ähnlich wie Max Riemelt als Markus in "Kopfplatzen" kämpft hier Georg Friedrich als Ewald gegen seine Triebe. Ewald ringt mit sich, um die Kontrolle über sein sexuelles Verlangen zu behalten.
    Rumänien ist groß, und Orte wie jenen, an dem einer wie Ewald sein Glück sucht und am Ende doch scheitert, gibt es viele. Armut und Unwissenheit sind ein guter Nährboden. In einem solchen Milieu glaubt Ewald, sich in seinem Traum einrichten zu können. Anfangs funktioniert das auch. In "Sparta" umgibt er sich bis zur Grenze der Unverfänglichkeit mit Jungen, die ihm ergeben sind, weil er mit seinem Konzept ihr Bedürfnis nach Spiel, Sport, Zuwendung und Gemeinschaft erfüllt. Einem Mann, der sich von Herzen um vernachlässigte Jungen kümmert, kann man keine bösen Absichten unterstellen. Es geschieht nichts Falsches. Die Jungen um ihn herum genießen die ungezwungene Körperlichkeit. Vielleicht bringt das, was er sich mit "Sparta" aufbaut, Ewald schon genug Zufriedenheit, daß er damit leben kann, ohne explizit übergriffig zu werden.
    Im Nebenstrang setzt sich Ewald bei Besuchen im Altenheim mit seinem dementen Vater auseinander, dessen Bewußtsein im Weltkrieg und der Nazi-Zeit gefangen ist. Das wirkt eher störend. Der Querverweis soll möglicherweise auf Ewalds verlorene Kindheit hindeuten. Das anonyme Beobachten von Kindern auf dem Spielplatz, das zaghafte Mitspielen für einen kurzen Moment, das bringt Ewalds Wunsch, selbst noch einmal Kind zu sein, viel klarer zum Ausdruck. Das Vorgeplänkel nimmt ein Drittel der Laufzeit in Anspruch. Erst dann kommt der Film auf den Punkt und beginnt mit der Realisierung von Ewalds Projekt. Obwohl sich der Protagonist Ewald im Grenzbereich der Legalität bewegt, gelingt es Regisseur Ulrich Seidl, den Film bei einem anklagefreien Porträt eines zweifelsfrei pädosexuellen Mannes und seiner Seelenqualen zu belassen. (Pino DiNocchio)



    629431 DE
    Tonspur: Mehrsprachige OF (Deutsch, Rumänisch)
    Untertitel: D (teilweise)
    Länge: 94 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras:  
    - minus - Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt


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