ERNESTO |
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italienisch 91 Min. deutsche Untertitel | 630584 DE | ||
italienisch 91 Min. deutsche Untertitel | 630582 DE |
Originaltitel: | Ernesto | |
Regie: | Salvatore Samperi | |
Musik: | ||
Darsteller: | Martin Halm, Lara Wendel, Michele Placido, Virna Lisi, Turi Ferro, Francisco Marsó | |
Italien / Spanien 1979 |
Der schöne Geiger Ernesto genießt in der Hafenstadt Triest im Jahr 1911 seine Jugend in vollen Zügen. Er kommt aus einer gut begüterten jüdischen Familie. Der Vater hatte sich vor langer Zeit aus dem Staub gemacht. So sind Ernesto und seine Mutter auf das Wohlwollen der Verwandtschaft angewiesen. Das hält den 17jährigen Lebemann nicht davon ab, die Schule abzubrechen, zuhause frech zu sein, auf der Straße den vornehmen Herren zu spielen und zugleich sich als aktiver Anhänger der Sozialisten zu kaprizieren. Sein Taschengeld muß er sich mit der Arbeit als Bürogehilfe für einen Kaufmann in einem Lagerhaus verdienen. Dort obliegt ihm die Beaufsichtigung der Tagelöhner, die von früh bis spät für kärgliche Bezahlung Säcke zu schleppen haben.
Mit einem der Männer geht Ernesto eine heimliche erotische Freundschaft ein. Der Arbeiter ist dem engelhaften Jüngling vollkommen verfallen. Ernesto läßt sich zu ersten sexuellen Erfahrungen überreden. Ein riskantes Spielt, denn Homosexualität, schon gar eine solche Beziehung zwischen einem erwachsenen Mann und einem Heranwachsenden, wird zu jener Zeit mit Gefängnis bestraft. Ernesto bleiben stets Zweifel, ob ihm das wirklich gefällt. Auf der Suche nach sich selbst beschließt er, noch andere Formen der Sexualität auszuprobieren, etwa mit einer Frau. Sein Interesse an dem Arbeiter erlischt, er geht ihm aus dem Weg, verläßt sogar die Kaufmannsfirma, um sich wieder seinem künstlerischen Streben zuzuwenden, denn er möchte Profigeiger werden.
Bei einem Violinenkonzert lernt Ernesto einen 15jährigen Jungen kennen und verliebt sich in ihn. Emilio, von allen nur Ilio genannt, bittet ihn, ihm Geigenunterricht zu geben. So findet Ernesto Zugang zu einer reichen, angesehenen Familie. Die zarte Liebe zwischen Ilio und dem jungen Geigenlehrer wird bald entdeckt, und zwar von Ilios Zwillingsschwester Rachele, die sich ebenso wie ihr Bruder in Ernesto verliebt. Die androgynen Zwillinge teilen ein obskures Geheimnis mit ihm. Ernestos Verunsicherung im Tanz zwischen den Geschlechtern erreicht seinen Höhepunkt.
Von alledem ahnen die Erwachsenen nichts, als sie zum Nutzen ihrer beiden Familien die Heirat von Ernesto und Rachele arrangieren. Ist dies das Ende der Dreierbeziehung oder ihr Anfang?
Salvatore Samperi schuf mit der Verfilmung des Skandalromans von Umberto Saba ein stimmungsvolles Historienbild aus der gesellschaftlichen Oberschicht und gibt dabei offen Einblick in eine verborgene Nische. Ernesto wandelt wie ein Gespenst durch die emotional aufwühlenden Geschehnisse. Völlig ruhig und entspannt, man möchte den Eindruck gewinnen kühl berechnend, durchstreift der nachdenkliche, leicht verträumte Jüngling die Stationen seines sexuellen Erwachens. Ernesto wirkt intrigant, rüpelhaft, überheblich - und zugleich verletzlich, sensibel, begehrenswert, wodurch er sich letztendlich für den Bewunderer seiner Schönheit unangreifbar macht. Damit bildet sich die Dualität der Selbstfindungsphase ab. Süß und schmerzvoll sind die Wogen der Jugend.
Ganz besonders aufregend wird es, wenn ein Junge seine Zuneigung zum gleichen Geschlecht entdeckt, weil das in den meisten Zeiten der Vergangenheit mit sozialer Ächtung verbunden war und sich auch heute noch trotz aller Liberalisierung nicht unproblematisch darstellt. Noch immer sind Teenager mit ihrer Homosexualität weitgehend allein, müssen sich bedeckt halten oder werden angefeindet, wenn ihre Orientierung publik wird.
Samperis Film läßt offen, wie sich Ernesto entscheiden wird. Er wird noch Zeit brauchen, sich seiner wahren Gefühle sicher zu werden. Und dann muß er sie gegen die existentiellen Zwänge der gesellschaftlichen Konventionen abwägen. Im Film sind es nur wenige Momente der sehnsüchtigen Blicke, welche die magische Liebe der zwei Jungen ins Herz gehen lassen. Samperi entläßt den Zuschauer mit dem tiefen Wunsch, Ilio möge nicht der Verlierer in der prekären Konstellation sein.
(Pino DiNocchio)
630584 DE - mit Wendecover - | |||
Tonspur: | Italienisch | ||
Untertitel: | D, E | ||
Länge: | 91 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.78 | ||
Extras: | Wendecover |
630582 DE - mit Wendecover - | |||
Tonspur: | Italienisch | ||
Untertitel: | D, E | ||
Länge: | 91 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.78 | ||
Extras: | Wendecover |