KOPFPLATZEN |
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deutsch 99 Min. | 631699 DE |
Originaltitel: | Kopfplatzen | |
Filmlänge: | DVD 91 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Savas Ceviz | |
Musik: | ||
Darsteller: | Max Riemelt, Oskar Netzel, Isabell Gerschke, Luise Heyer, Ben Bickele, Joel Basman, Ercan Durmaz, Michael Schenk | |
Deutschland 2019 |
Markus ist 29, arbeitet erfolgreich in einem Architekturbüro, geht mit Kumpels zum Sport. Niemand ahnt, daß er ein Geheimnis hat: Markus ist pädosexuell; er ist auf kleine Jungen orientiert.
Nun zieht in der Wohnung neben ihm die alleinerziehende Jessica mit ihrem 8jährigen Sohn Arthur ein. Sie verstehen sich auf Anhieb, freunden sich an. Jessica verliebt sich in Markus, und Markus verliebt sich in Arthur. Zum Schein läßt sich Markus auf ein Verhältnis mit der jungen Mutter ein. Sie vertraut ihm voll und läßt ihn unbekümmert babysitten. Arthur mag den netten Markus, sieht in ihm bald einen Vaterersatz, genießt die Zuwendung.
Markus verbringt immer mehr Freizeit mit dem Jungen. Er hat freie Bahn und leidet zugleich Höllenqualen. Ihm ist sein sexuelles Verlangen nach dem Jungen vollkommen bewußt, und er kämpft verzweifelt gegen diesen Trieb an. Er will dem Jungen nichts antun, aber der fürchtet, daß er irgendwann die Selbstkontrolle verlieren könnte. Er sucht sich psychologische Hilfe, aber das bringt ihn nicht weiter. Als Jessica in Markus' Wohnung zufällig die Unmengen von Fotos mit halbnackten Knaben entdeckt, platzt die Bombe...
Wie ein einsamer Wolf geht Markus in der Stadt regelrecht auf Pirsch, sucht Orte auf, an denen sich Jungs aufhalten, oder folgt Zufallsbegegnungen.
Die Filmkamera betrachtet die Jungen aus den Augen von Markus heraus und setzt damit gezielt deren reizvolle Schönheit in den Fokus. Stilisiert wird das zusätzlich mit dem Fotoapparat, den Markus bei seinen Touren stets mit sich führt, um heimlich Knaben zu fotografieren. Auch Arthur läßt sich bei einem gemeinsamen Besuch im Schwimmbad völlig bedenkenlos ablichten.
Der Spielfilm bietet eine präzise Innenansicht zu einem weithin tabuisierten Thema. Markus bringt es auf den Punkt: Mit der Neigung zu leben, heißt ein Leben lang niemals Sex zu haben! Denn seine präferierte Form von Sexualität wird in der Gesellschaft als kriminell angesehen. Der Psychologe differenziert: Für seine sexuelle Orientierung ist kein Mensch verantwortlich, wohl aber für seine individuelle Handlung. Es gilt also das eigene Verhalten so zu kontrollieren, daß man in keine Konfliktsituation gerät. Es gibt unterschiedliche Ausprägungen dieser Neigung. Viele Betroffene kommen damit klar. Eher nur eine Minderheit wird übergriffig.
Markus sucht im Internet den Austausch mit Gleichgesinnten. Dort wird verharmlost, sogar dazu aufgefordert, sich an kleinen Jungen zu vergreifen. Ein Kerl schreibt: "Die mögen das doch. Denen macht's doch auch Spaß. Sonst würden sie das doch nicht tun." Das ist ein oft verwendetes Argument, welches freilich voraussetzt, daß alle Handlungen aus freiem Willen erfolgen. Kinder sind neugierig. Es existiert eine natürliche kindliche Freude am körperlichen Spiel und am lustvollen Experimentieren. Fatalerweise wird genau diese kindliche Lust von den Erwachsenen in der Gesellschaft zutiefst verteufelt. Kindern wird von Eltern, Schule und Medien beharrlich eingeredet, Sexualität sei in ihrem Alter etwas furchtbar Schlimmes und Verbotenes. Damit prädestiniert man die Entstehung von Traumata im Fall eines dennoch aufgetretenen sexuellen Erlebnisses, auch wenn dieses vom Kind als angenehm empfunden wurde.
Schauspieler Max Riemelt geht in seiner Darstellung ganz wertfrei an die in sich zerrissene Figur des Markus heran. Grandios meistert auch der junge Oskar Netzel die schwierige Rolle. In einer vertrauensvollen Atmosphäre agiert der Junge in den Szenen mit Riemelt völlig unbefangen. Es passiert auch nichts. Die begehrlichen Fantasien bleiben bei Markus im Kopf eingesperrt und martern ihn bis zur Besinnungslosigkeit.
Bei Markus ist der Leidensdruck so groß, daß er sich entschließt, sein bisheriges Leben hinter sich zu lassen und einen sauberen Neuanfang zu versuchen. Es ist eine Frage des Willens und der Intelligenz, ob ein pädosexueller Mensch in der Lage ist, die Kinder, die er liebt, vor sich selbst zu schützen.
Die Stereotype von Täter und Opfer wird in dem mutigen Film gesprengt. Das eröffnet überhaupt erst die Chance, das Thema Pädosexualität außerhalb eines strafrechtlichen Kontexts zu betrachten und dabei neue Wege zu beschreiten.
(Pino DiNocchio)
631699 DE - mit Wendecover - | |||
Tonspur: | Deutsch | ||
Untertitel: | E, F, TUR | ||
Länge: | 99 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | ||
Extras: | Wendecover |