THE ZONE OF INTEREST

  • Film DVD
  • deutsch
    101 Min.
    643441 DE
  • Film BLU-RAY
  • deutsch
    105 Min.
    743441 DE

    Originaltitel: The Zone of Interest
    Filmlänge: DVD 90 Min. ohne Vor- und Abspann
    Regie: Jonathan Glazer
    Musik:  
    Darsteller: Christian Friedel, Sandra Hüller, Johann Karthaus, Luis Noah Witte, Nele Ahrensmeier, Lilli Falk, Anastazja Drobniak, Cecylia Pekala, Paulina Burzyk
    Großbritannien / Polen 2023

    THE ZONE OF INTEREST

    Zu sehen ist 4 Minuten lang ein schwarzer Bildschirm zu einem elektrosphärischen Klanggeräusch. Dann erscheint im Bild aus der Ferne mit statischer Kamera beobachtet eine Gruppe von Menschen beim geselligen Zusammensein an einem sommerlichen Gewässer. Einige begeben sich zum Ufer, der Mann und zwei Jungen in Badehosen, die Mädchen und Frauen in körperlange Kleider eingewickelt. Die Jungen springen ins Wasser.
    Am Morgen führen ein größerer und ein kleinerer Junge, beide in kurzen Hosen und mit langen Kniestrümpfen an den Waden, ihren Vater in SS-Uniform aus dem Haus in den Garten, wo ihn die ganze Familie zum Geburtstag beglückwünscht. Im Hintergrund steht ein Turm, welcher in seiner charakteristischen Form unschwer als Wachturm eines NS-Konzentrationslagers zu erkennen ist.
    Die Dame des Hauses spielt mit dem Baby und mit ihrem Pelzmantel. Besuch kommt. Das Personal tut demütig und stumm seine Arbeit. Die Männer sprechen über funktionelle Details einer technischen Anlage. Vom höchst effizienten Verbrennen der eingeführten Ladung im 24-Stunden Betrieb ist die Rede.

    Christian Friedel spielt den Obersturmbandführer Rudolf Höß, den Kommandanten des nationalsozialistischen Menschenvernichtungslagers Auschwitz, nebst dessen Familie. Sein Äußeres mit der hoch ausrasierten Frisur ist abstoßend, seine Körperhaltung ist überheblich und der Wirklichkeit entrückt. Höß lebt in einer abgeschotteten Welt. Praktisch und gedanklich kennt er nichts anderes als das gekünstelte Familienidyll sowie die nüchterne Ausübung einer Arbeit.
    Sandra Hüller spielt die nicht minder überhebliche Ehefrau und Mutter Hedwig Höß. In ihrem großen Garten zieht sie allerlei Blumen und Gemüse. Die häßliche Mauer, von der gelegentlich Schreie und Schüsse herüberdringen, hat sie grün bepflanzt, damit man sie nicht so sieht. Stolz ist sie darauf, daß ihr Gatte ihr den Titel "Die Königin von Auschwitz" verliehen hat.
    Alles ist aus der Distanz gefilmt. Nur selten stehen die Hauptfiguren Rudolf und Hedwig ganz im Bild. Die Kinder kommen nur beiläufig vor. Die Buben spielen mit Kriegsspielzeug. Claus, der Ältere, zupft sorgfältig seine Nazi-Uniform zurecht und ärgert zuweilen den Bruder. Hans, der Jüngere, scheint noch in kindlicher Fantasie zu verharren.
    Als Rudolf auf einen anderen Posten bei Berlin versetzt wird, ergreift Hedwig der Zorn. Sie will ihr Paradies nicht verlassen. Nur hier in dem naturnahen Domizil kann sie ihre Kinder in der Ideologie des Führers aufziehen. Dafür nimmt sie in Kauf, daß ihr Mann allein an seinen neuen Arbeitsort zieht. Beide sind zutiefst überzeugte Nationalsozialisten.

    Wer mit einem Kinofilm in Deutschland von der staatstreuen Journaille Applaus ernten und in den USA zumindest mal kurz wahrgenommen werden will, braucht nur das "richtige" Thema wählen: Mit der Judenverfolgung durch die Nazis setzt man immer auf das richtige Pferd, egal welchen qualitativen Wert der Film am Ende aufweist. Allein das Thema garantiert Vorzugsbehandlung. Da kann man auch minutenlang ein schwarzes Bild zeigen.
    Es ist schon beklemmend, diese Familie in ihrer Blase zu sehen. Über die Dauer ist es ermüdend. Nach einer langen Stunde verliert sich der Film in surrealen Szenen ohne klare Handlung. Zuletzt leitet Höß eine Konferenz aller KZ-Kommandanten des Reichs, wo er das von ihm in seiner neuen Leitungsposition ausgearbeitete Konzept zur systematischen, industriellen Massenvernichtung der jüdischen Menschen in Europa vorstellt.
    Was hinter den Mauern des KZ geschieht, wird nicht gezeigt. Es ist nicht nötig, weil es hinlänglich bekannt ist. Der Film fokussiert sich ganz auf Höß und seine ungeheuer entmenschlichte Geisteshaltung, die er mit zahlreichen gleichgesinnten Größen der Nazi-Elite teilt. Mit dem persönlichen Stolz, daß die Operation seinen Namen trägt, verläßt die Figur Höß die Lichtspielleinwand.
    Für ein Psychogramm ist das gesamte Filmwerk zu oberflächlich. Was also will der britische Regisseur Jonathan Glazer damit sagen? Wenngleich auf Opferseite keine Einzelschicksale plakativ herausgestellt werden, hat man mal wieder die von dem kritischen Politologen Norman Finkelstein formulierte These von der "Holocaust-Industrie" bedient. Das deutsche Feuilleton jubelt, und Hollywood läßt sich vorhersehbar mit "Oscar"-Nominierungen triggern.
    Einige markante Kulissen, Kostüme und Räume, wie besonders der Garten mit Schwimmbecken, sind nach historischen Quellen, vornehmlich Familienfotos, rekonstruiert. Das ist schon bizarr, den Alltag dieser Personen als "Familiendrama" zu inszenieren, wie es die Produzenten angeben. Monster oder nicht Monster? Das ist hier die Frage. Das Ehepaar Höß als ganz normale Menschen darzustellen, ist fragwürdig. Wenn man Rudolf Höß als Menschen definiert, dann war auch sein Tun menschenartig. Es gibt nichts zwischen Leben und Tod. Erachtet man seine Taten als unmenschlich, dann kann der Mann unmöglich ein Mensch gewesen sein. Und er war beileibe nicht der einzige von seiner Sorte. Der Film ist dennoch kein ethisches Statement. Extrem relativiert könnte man nun fragen: Wie verhält es sich eigentlich mit den Millionen von Menschen, die gegenwärtig ihr unbekümmertes Leben führen und dabei tagtäglich in vollem Bewußtsein durch ihr Konsumverhalten an der Zerstörung des Planeten mitwirken? (Pino DiNocchio)



    643441 DE
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: D, E
    Länge: 101 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.78
    Extras: Audiodeskription, Feaurettes, Interviews
    - minus - Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt


    743441 DE
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: D, E
    Länge: 105 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.78
    Extras: Audiodeskription, Feaurettes, Interview
    - minus - Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt


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