VERSAILLES

  • Film DVD
  • französisch
    113 Min.
    deutsche Untertitel
    646562 DE

    Originaltitel: Versailles
    Filmlänge: DVD 105 Min. ohne Abspann
    Regie: Pierre Schoeller
    Musik:  
    Darsteller: Guillaume Depardieu, Max Baissette de Malglaive, Mattéo Giovannetti, Judith Chemla, Aure Atika , Patrick Descamps
    Frankreich 2008

    VERSAILLES

    In Paris lebt der kleine Enzo mit seiner obdachlosen Mutter Nina auf der Straße. Ständig fürchtet sie, man könnte ihr das Kind wegnehmen. Gegenüber den Behörden ist sie mißtrauisch, denn die sind wenig hilfreich. Alles geht nur mit Formularen, Wartefristen, endloser Bürokratie.
    Als die beiden mal wieder vom Sozialdienst aufgegriffen werden, transportiert man sie zum Übernachten in eine Einrichtung nach Versailles: Ausgerechnet jener dekadente Ort, an dem noch heute die schlimmste Verschwendungssucht der französischen Geschichte zur Schau gestellt wird. Nina will so schnell wie möglich zurück in die Hauptstadt. Auf dem Marsch zum Bahnhof verirren sie sich in einem verwilderten Wald am Rande des Schloßparks. Dort treffen sie auf den Einsiedler Damien, der in einem Bretterverschlag zwischen den Bäumen haust. Damien ist aus dem verlogenen System ausgestiegen. Er läßt sich nicht länger vom Staat verarschen. Aus seiner Erfahrung gibt es keinen Weg aus der Armut.
    Nina und Damien kotzen sich am Lagerfeuer gegenseitig darüber aus, wie frustriert sie von ihrer Existenz als Ausgegrenzte in einem wohlhabenden Land sind. Dann haben sie Sex. Am nächsten Morgen ist Nina verschwunden. Den Kleinen hat sie dagelassen. Damien ist außer sich. Nachdem sich die Wut gelegt hat, nimmt er den fünf Jahre alten Jungen an. Enzo lernt das Leben der Obdachlosen kennen, die im Wald ihren Unterschlupf haben, Essen aus Mülltonnen am Supermarkt sammeln, den ganzen Tag im Freien dem Wetter trotzen. Es ist Winter. Damien und Enzo sorgen füreinander.
    Als Damien krank wird, sucht er mit dem Findelkind Zuflucht bei seinem Vater und dessen neuer, jüngerer Frau, mit dem er vor langer Zeit gebrochen hat. Ein Neuanfang ist schwer. Um Enzos Zukunft willen möchte Damien in ein geregeltes Leben zurückfinden. Er geht arbeiten. Er meldet die Vaterschaft für den Jungen an, damit dieser Papiere erhält und in die Schule gehen kann. Allerdings fühlt sich Enzo in einer festen Wohnung fremd. Das alles ist ungewohnt. Dann macht sich Damien wieder vom Acker und läßt den Jungen bei dessen neuen Großeltern...

    7 Jahre später ist Enzo ein introvertierter Teenager. Damien hat sich nicht mehr gemeldet. Dafür taucht jetzt plötzlich Enzos Mutter auf!
    Mehrfach im Verlauf schaltet der Film zu Nina. Sie sucht sich Arbeit, strengt sich an, will sich stabile Verhältnisse schaffen. Nina bleibt aber eine Randfigur.
    In der Hauptsache begleitet das Drama mit dem symbolträchtigen Titel "Versailles" den obdachlosen Mann und den kleinen Jungen, wie sie in Sichtweite der prachtvollen Schloßanlage abseits der Zivilisation täglich ums Überleben kämpfen. Der abgestumpfte Damien, gespielt von Guillaume Depardieu in einer der letzten Rollen vor seinem frühen Tod, begreift, daß er sich um das hilflose Kind kümmern muß. In der Abwesenheit der Mutter wird er für den Kleinen zur neuen Bezugsperson. Ähnlich wie Nina kann aber auch er auf Dauer das unstete Dasein nicht hinter sich lassen. Aus Verantwortungsgefühl reicht er das Kind schließlich in gute Hände weiter und geht dann wieder allein seines Weges.
    Der kleine Max Baissette de Malglaive agiert in seiner Rolle überwiegend mit ausdrucksstarken Blicken. Ein Fünfjähriger, der nur ein Leben in Obdachlosigkeit kennt, das scheint kaum vorstellbar, kommt aber doch in Europa vor. Das "soziale" Netz der Staaten hat zu viele Löcher, durch die selbst kleine Kinder verloren gehen. Dazu gehört auch die Allmacht über ein Kind, die im westlichen Familienbild einem Elternteil gewährt wird. Offensichtliches Versagen von Mutter und Behörden führt zu so einem traurigen Kinderschicksal. Enzo lernt früh, sich auf seine Grundbedürfnisse zu reduzieren. Alle Kraft wendet er dafür auf, sich die Erfüllung dieser überall dort zu holen, wo er eine Chance erkennt. Das erklärt seine Bindung zu Damien. Enzo ist gezeichnet von permanenter Verunsicherung. Die Szenen am Schluß machen deutlich, wie sich diese fatale kindliche Erfahrung in seiner Persönlichkeitsbildung eingebrannt hat.
    Wenigstens das Wegwerfen von unverkauften Lebensmitteln durch Supermärkte hat Frankreich inzwischen per Gesetz gestoppt. (Pino DiNocchio)



    646562 DE
    Tonspur: Französisch
    Untertitel: D
    Länge: 113 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras:  
    - minus - Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt


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