BREAKFAST ON PLUTO |
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englisch 124 Min. ohne deutsche Untertitel | 662758 UK | nicht mehr im Handel | |
deutsch + englisch 124 Min. | 662759 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Breakfast on Pluto | |
Regie: | Neil Jordan | |
Musik: | ||
Darsteller: | Cillian Murphy, Liam Neeson, Gavin Friday, Stephen Rea, Brendan Gleeson, Bryan Ferry, Ruth Negga, Conor McEvoy, Sid Young | |
Irland / Großbritannien 2005 |
In einem kleinen irischen Städtchen wird Patrick als Baby an der Türschwelle von Pater Liam ausgesetzt. Der Gottesdiener trägt das ihm auferlegte Kreuz und nimmt sich des Findelkinds an. Patrick wächst bei der benachbarten Kneipenwirtin auf, einer ruppigen und hartherzigen Pflegemutter. Schon in frühen Jahren entwickelt der Junge eine Vorliebe für Frauenkleider und Schminksachen. In der Schule belegt er statt Fußball lieber Hauswirtschaft. Alle Versuche, den sensiblen Buben zu einem "Mann" zu erziehen, bleiben fruchtlos.
Als Jugendlicher findet Patrick heraus, daß sein Erzeuger der katholische Pater Liam höchstpersönlich ist, der seine damalige Liebesaffäre mit seiner blonden Haushälterin und das biologische Resultat davon natürlich vertuschen mußte! Von seiner richtigen Mutter weiß Patrick nur, daß sie angeblich wie die Schauspielerin Mitzi Gaynor aussehen soll, und daß sie unmittelbar nach seiner Geburt irgendwo in London untergetaucht ist.
Nun zieht Patrick, der sich inzwischen "Kitten" nennt, mit seinem Koffer los und macht sich auf die Suche nach seiner unbekannten Mutter. Auf seinem Weg durchläuft er allerlei bizarre Männerbekanntschaften. Zuerst schließt er sich einer Country-Rock Band an und beginnt ein Verhältnis mit deren Sänger Billy Hatchet. Die Reise führt ihn zunächst auch in den britischen Norden Irlands, wo er schnell zwischen die Fronten des Bürgerkriegs gerät. Die Beziehung mit Bobby zerbricht daran.
Schließlich in London angekommen, erlebt der Jüngling mit dem femininen Aussehen skurrile Abenteuer im Showgeschäft. Unter anderem tritt er als Partnerin eines Illusionskünstlers in dessen Programm auf. In einer Discothek überlebt er knapp einen Bombenanschlag, und man verdächtigt dann ausgerechnet ihn, den als Frau verkleideten Iren, der Urheber des Attentats zu sein. Nach Haft und Folter bei der britischen Polizei landet Kitten als Animiermädchen in einer Peep-Show. Endlich bekommt er den entscheidenden Hinweis, der ihn auf die Spur zu seiner Mutter führt...
In 36 Episödchen schildert Neil Jordan die tragisch-komische Verwandlung des Jungen in einen Transvestiten. Am Ende der Reise zu seinem Ursprung und seiner Identitätsfindung kehrt Kitten in gänzlich weiblichem Äußeren zurück nach Hause. Die wiedergefundene Mutter bleibt nur ein Schatten im Gedächtnis, denn sie hat in London ihre eigene Familie. Was Kitten in Wirklichkeit gefunden hat, ist sein Vater. Wie der ferne Eisplanet Pluto ist Kitten ein verlorenes Kind; doch während eine Rotte arroganter Wissenschaftler den armen Pluto jüngst aus der Familie der Planeten verstoßen hat, findet der glamouröse Filmheld am Ende glücklicherweise seinen Platz im Leben.
Wie schon in "The Crying Game" hat Neil Jordan einen seelisch labilen Transvestiten zu einer tragenden Figur gemacht. Die androgyne Erscheinung von Kitten steht hier sogar ganz im Mittelpunkt der Geschichte. Der irische Schauspieler Cillian Murphy gibt in dieser Rolle eine brillante Performance. Daß er in der Gestalt von Kitten mit den gelockten braunen Haaren und seinen blauen Augen aussieht wie Frodo Beutlin, verleiht dem Film vermutlich unfreiwillig noch eine zusätzliche Portion Komik. In der Handlung überwiegt aber deutlich der Schmerz, die traurigen und leidvollen Dinge, die Kitten auf dem frivolen Trip bei der Suche nach seiner Herkunft durchmacht. In Momenten der Verzweiflung, wo es keinen Ausweg mehr zu geben scheint, greift Neil Jordan auf sein bewährtes Stilmittel der Flucht ins Reich der Fantasie zurück. In irgendeiner Form gleitet Kitten dann immer in eine Märchenwelt, um die Situation zu überstehen.
Für Leute aus der Gothic Szene gibt überraschenderweise ein alter Bekannter sein Schauspieldebüt: Gavin Friday, in den 1980er Jahren Kopf der legendären Gothic Band Virgin Prunes, spielt den Musiker Billy Hatchet. Auch Roxy Music Sänger Bryan Ferry ist in einer kleinen Rolle zu sehen. Die Wahl dieser beiden Darsteller unterstreicht die überaus wichtige Funktion, die die Musik für den Film hat.
Die Geschichte spielt in den 1970er Jahren, und nichts kann eine Zeit besser portraitieren, als ihre Musik. Psychedelic, Glam-Rock, Hippie Sound und Schlagerschnulzen sind die akustische Visitenkarte des Jahrzehnts. Es gibt sogar ein Wiedersehen mit den Wombles, jenen mäuseartigen Figuren, die damals von Wimbledon aus ganz England eroberten! Es war aber auch die Zeit, in der Irland aus seiner beschaulichen, katholischen Rückständigkeit erwachte und Anschluß an die moderne Welt fand - ein Wandel der zudem überschattet war vom Ausbruch des militanten Konflikts um die Nordprovinz der Insel. So ist die persönliche Geschichte von Selbstfindung und Loslösung des Protagonisten sinnbildlich verknüpft mit einem Stück aktueller Befreiungsgeschichte Irlands.
(Pino DiNocchio)
662758 UK | ||
Tonspur: | Englisch | |
Untertitel: | E | |
Länge: | 124 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Audiokommentar, Hinter den Kulissen, Deleted Scenes, englische Audiodeskription |
662759 DE | ||
Tonspur: | Deutsch / Englisch | |
Untertitel: | D, E, TUR | |
Länge: | 124 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Audiokommentar, Hinter den Kulissen |