ZONING

  • Film DVD
  • deutsch
    81 Min.
    665019 DEnicht mehr im Handel

    Originaltitel: Zoning
    Regie: Ulrich Krenkler
    Musik: Tangerine Dream
    Darsteller: Hubertus Gertzen, Dieter Meier, Norbert Lamla, Veronika Wolff, Eleonore Weisgerber
    Deutschland (West) 1986

    ZONING - Gefangen im System

    Ihre schwindelerregende Höhe ist nach außen hin nur das auffälligste Merkmal von Wolkenkratzern. In ihrem Inneren beherbergen sie einen abgeschlossenen Mikrokosmos. Es sind ganze Städte in der Vertikalen.
    Die Aufzüge sind das Revier von zwei Räubern. Die Kabinen werden zwischen den Stockwerken kurz angehalten und die Fahrgäste ihres Bargeldes entledigt. Mehrere solcher Raubzüge alarmieren den hauseigenen Sicherheitsdienst. Am nächsten Tag überfällt das Gaunerduo auch Büros in verschiedenen Etagen. Blitzschnell schlagen sie zu und verschwinden wieder irgendwo in den Tiefen des riesigen Komplexes. Obwohl das ganze Gebäude mit Überwachungskameras gespickt ist, gibt es nicht ein Bild von den Tätern. Der verantwortliche Gebäudemanager rätselt, weil keine verdächtige Person das Gebäude verlassen hat.
    Es gibt einen Raum, von dem außer Düe und Ozzy niemand etwas weiß. Während des Baus war wegen neuer Bauvorschriften die Planung geändert worden, der Raum wurde plötzlich nicht mehr benötigt und deshalb aus den Bauzeichnungen entfernt. Aber er existiert. Er wurde nur einfach vergessen. Düe und Ozzy waren damals aus dem Architektenbüro gefeuert worden, auch sie hat man vergessen. Doch jetzt dient ihnen die kahle, dunkle Betonhöhle als Unterschlupf. 4 Tage - das haben sie berechnet - wird es dauern, bis ihre Verfolger ihnen auf die Spur kommen. Bis dahin wollen sie so viel Geld wie möglich erbeuten. Die Flucht ist präzise vorbereitet.
    Doch das Vorhaben läuft langsam aus der Bahn. Düe und Ozzy tragen zunehmend Meinungsverschiedenheiten aus. Die Verlockung ist zu groß, sich in das Computernetz des Gebäudes einzuschleichen und ein noch viel größeres Ding zu drehen. Nach einem blutigen Zwischenfall sind die beiden nicht mehr alleine. Eine neugierige Putzfrau hat sie entdeckt und möchte jetzt auch einen Anteil abhaben...

    Der Krimi spielt vollständig in diesem einen Wolkenkratzer. Es gibt praktisch keine Außenaufnahmen, nur die eigentümliche Architektur des neonlichtdurchfluteten künstlichen Lebensraums ist der Schauplatz. In dieser perfekt designten und organisierten Welt wird nichts dem Zufall überlassen. Ein kleiner Irrtum wie dieser vergessene Raum kann zum Kristallisationspunkt für eine folgenreiche Störung werden. Wie ein Virus treiben die Gangster als Fremdkörper im System ihr Unwesen, bewegen sich durch die Gänge und Schächte, gejagt vom hauseigenen Sicherheitspersonal.
    Die Dialoge sind knapp gehalten. Der Soundtrack mit elektronischen Klängen von Tangerine Dream schafft um die Bilder eine dichte Atmosphäre. Das Antlitz des Wolkenkratzers wird durch seinen Konstrukteur verkörpert. Dieter Meier, in der Musikszene bekannt als Mitglied der Gruppe Yello, spielt den von futuristischen Visionen besessenen Architekten, der sich gänzlich auf seine makellose künstliche Welt eingeschossen hat. Jede Abweichung von der Funktionalität seines Werks bringt ihn aus der Fassung. Daß sich nun in seinem perfekten Haus zwei ehemalige Mitarbeiter als Racheengel umtreiben, ist für ihn unerträglich.
    Die westdeutsche Produktion aus der Mitte der 1980er Jahre stand ganz unter dem Eindruck der damaligen Skepsis gegen die rasant fortschreitende Technisierung. Alte Innenstädte wurden zu leblosen Hochhauswüsten, besonders auch in Frankfurt. Computer wurden zur unsichtbaren Bedrohung, die immer mehr Überwachung schufen und gleichzeitig auch dem einzelnen Menschen immer mehr Kontrolle entzogen. "Zoning" greift Motive aus Filmen von Fritz Lang auf, von "Metropolis" bis "Dr. Mabuse". Der Gangster Thriller zeigt im Hintergrund der Handlung die Architektur einer künstlichen Umwelt und das soziologische Gefüge der darin lebenden Menschen, die in ihren dort entwickelten Verhaltensmustern fast schon wie eine neue Spezies anmuten. Es ist keine Science Fiction, sondern eine Bestandsaufnahme der Realität von 1986, damit ist der Film ein überaus interessantes Zeitdokument. (Pino DiNocchio)


    665019 DE
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: keine
    Länge: 81 Min.
    Bild: 4:3 Vollbild 1:1.33
    Extras: Audiokommentar; Interviews; Was ist Zoning?; Drehbericht; Reportage: KinoKino "Zoning"


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