ELLAS ENTSCHEIDUNG

  • Film DVD
  • deutsch
    90 Min.
    671269 EUnoch nicht erschienen

    Originaltitel: Ellas Entscheidung
    Regie: Brigitte Bertele
    Musik:  
    Darsteller: Petra Schmidt-Schaller, Anna Schudt, Christian Erdmann, Thomas Huber, Joshua van Dalsum, Livia Walcher
    Deutschland 2015

    ELLAS ENTSCHEIDUNG

    In der Freizeit praktizieren sie Extremsport mit mentaler Herausforderung. Ihr Kinderwunsch ist für das Ehepaar Ella und Marcus eine sehr viel schwierigere Angelegenheit. In Ellas Familie gibt es eine Erbkrankheit, die von den Müttern weitergegeben wird. Ihr Neffe Lennart ist daran erkrankt. Der Junge leidet unter einer Rückbildung der Muskulatur, er sitzt im Rollstuhl. Seine Lebenserwartung ist begrenzt, weil der körperliche Abbau unaufhörlich fortschreitet.
    Lenni ist ein fröhliches Kind, läßt sich trotz vieler Einschränkungen von seiner Behinderung nicht unterkriegen. Ella erlebt das jeden Tag, denn sie unterrichtet als Lehrerin in der Schule, die auch Lenni besucht. Lenni ist der wirklich große Held in der Geschichte. Das Risiko, ebenfalls ein behindertes Kind zu bekommen, möchte sie trotz allem nicht eingehen.

    Mit den Methoden der Pränataldiagnostik (PND) könnte man bestimmte genetische Defekte schon während der Schwangerschaft feststellen. Ein Schwangerschaftsabbruch kann vorgenommen werden, wenn die Gesundheit der Mutter gefährdet ist. Das ist regelmäßig der Fall, wenn wegen des Befundes einer Schädigung des Ungeborenen ein seelisches Leiden der Mutter droht.
    Ella ist nicht bereit, auf gut Glück schwanger zu werden und abzutreiben, wenn beim Ungeborenen die Erbkrankheit festgestellt wird. Es gibt einen andern Weg: Bei einer künstlichen Befruchtung kann mittels der Präimplantationsdiagnostik (PID) eine genetische Schädigung schon erkannt werden, bevor die befruchtete Eizelle in den Mutterleib eingepflanzt wird. Folglich werden nur gesunde Embryonen eingepflanzt. Allerdings darf laut Gesetz eine PID nur mit Ausnahmegenehmigung einer Ethik-Kommission durchgeführt werden. Die Genehmigung bekommt das Paar aufgrund der genetischen Disposition. Der Haken an der Sache ist, daß die Krankenkasse die Kosten für eine künstliche Befruchtung nur übernimmt, wenn eine natürliche Schwangerschaft nicht möglich ist. Bei Ella und Marcus liegt diese Indikation nicht vor. Sie müssen für die Behandlung 10.000 Euro selbst bezahlen.
    Ella will dafür ihr Erbe anzapfen. Allerdings gehört ihr die Almwiese nicht allein. Das Land gehört ihr zusammen mit der älteren Schwester Johanna, die den elterlichen Milchhof weiterführt. Ella verschweigt ihrer Schwester zunächst, wozu sie das Geld braucht. Als Johanna erfährt, daß sich durch Selektion die Schwangerschaft mit einem gesunden Kind erkauft hat, wird sie wütend. Sie findet das ungerecht, daß sie sich für ihren behinderten Sohn aufopfert. Sie hatte keine Wahl.
    Die Debatte zieht weite Kreise. Johannas 15jährige Tochter Antonia sorgt sich, ob sie auch Trägerin der Krankheit ist. Aus persönlicher Betroffenheit hält in der Schule ein Referat über PID. Im Kollegium stößt das auf Widerstand. Ella wird von allen Seiten scharf kritisiert, weil sie diese Form der Vorsorge befürwortet. Ellas Argumente, einen in der Petrischale erzeugten Zellhaufen zu verwerfen, damit nur ein gesundes Kind mit Lebenschancen ohne Einschränkung zur Welt kommen kann, werden zurückgewiesen.
    Dabei gerät das bayrische Alpendorf Dorf in Aufruhr. Im Ort geht es nicht nur um Wissenschaft und Ethik, sondern um tief in der vorherrschenden christlichen Religion verwurzelte Vorurteile und allfällige Skandale, in welche die Familie verwickelt ist. Stellenweise scheint das dick aufgetragen, aber das Skript versteht es, jeden Anflug von Melodramatik zu vermeiden. Der Film bringt mit einer großen Behutsamkeit die verschiedenen moralischen Aspekte zur PID zur Sprache. Die grundsätzliche Überlegung, ob es moralisch ist, kranke Embryonen auszusortieren, wird überlagert von einem Dilemma, welches die derzeitige deutsche Gesetzeslage verursacht: Paare mit genetischer Vorbelastung, die definitiv eine Übertragung der erblichen Chromosomenschädigung auf ihr Kind ausschließen wollen, müssen entweder die hohen Kosten für künstliche Befruchtung und PID selbst zahlen, was nur dem reicheren Teil der Bevölkerung möglich ist, oder aber sie sind gezwungen, eine oder gar mehrere natürliche Schwangerschaften "auf Probe" durchzumachen. Soll einem Paar, vor allem der Frau, die Belastung zugemutet werden, so oft schwanger zu werden und im Falle einer durch PND festgestellten Schädigung abzutreiben, bis ein gesundes Kind entsteht? Ist das Verfahren mit PID nicht humaner? Zumindest sollte eine Gleichberechtigung bestehen, daß alle Frauen, die Träger einer Erbkrankheit sind, unabhängig von ihren wirtschaftlichen Verhältnissen kostenfreien Zugang zu der Methode der PID erhalten.
    Der klare Titel macht deutlich, daß es immer allein die Entscheidung einer Frau sein kann, ob sie die Möglichkeiten der vorgeburtlichen Diagnostik in Anspruch nimmt, und ob sie bereit ist, ein behindertes Kind zu akzeptieren oder nicht. Niemand hat über diese persönliche Entscheidung zu urteilen. (Pino DiNocchio)


    671269 EU
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: D
    Länge: 90 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.78
    Extras:  


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