BOYHOOD |
|||
---|---|---|---|
![]() 159 Min. | 677269 DE | ||
![]() 165 Min. | 777269 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Boyhood | ![]() |
Filmlänge: | DVD 152 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Richard Linklater | |
Musik: | ||
Darsteller: | Ellar Coltrane, Ethan Hawke, Patricia Arquette, Lorelei Linklater, Marco Perella, Jamie Howard, Andrew Villarreal, Brad Hawkins, Jordan Howard, Sinjin Venegas, Evie Thompson, Nick Krause, Zoe Graham, Sam Dillon, Elijah Smith, Cambell Westmoreland | |
USA 2014 |
Der Junge - das unbekannte Wesen. Männliche Jungtiere der Spezies Mensch werden in ihrer Persönlichkeitsentwicklung von ihrer Umwelt kaum wahrgenommen. Beachtung finden sie zumeist nur, wenn sie durch deviantes Verhalten auf sich aufmerksam machen. Oder wenn ein Regisseur den "Jungen" als solchen zum exklusiven Subjekt eines Filmwerks erhebt.
"Boyhood" ist das wunderbare englische Wort, für das es in der deutschen Sprache keine direkte Übersetzung gibt. Es bezeichnet die vergängliche Phase des "Junge-Seins", die mit dem Erreichen des Erwachsenenalters definitiv und unwiderbringlich endet. Es ist die Zeit des Heranwachsens vom Kleinkind bis zum Mann.
Richard Linklater verfolgte für seinen einzigartigen episodischen Spielfilm das Heranwachsen eines Jungen über ganze 12 Jahre. Bei Beginn der Dreharbeiten war Hauptdarsteller Ellar Coltrane etwa 8 Jahre alt. Er spielt den kleinen Mason, dessen Eltern sich trennen. Mason und seine Schwester Samantha bleiben bei der Mutter Olivia. Im Lauf der Jahre wechseln Olivias saufende weitere Ehemänner und mit ihnen die Wohnorte. Mason muß während der Pubertät die Schikanen der autoritären Stiefväter überstehen und abwehren, die glauben, den Kindern ihre spießige Erziehung aufzwingen zu müssen. Mason reagiert mit Rückzug.
Der Ankerpunkt in Masons Leben ist der leibliche Vater, zu dem der Kontakt nie abreißt. Dieser versucht seinem Sohn bei den gelegentlichen gemeinsamen Unternehmungen ein ehrlicher väterlicher Ratgeber zu sein und den Jungen dabei stets zu eigenen Entscheidungen zu ermutigen.
Als es auf den High School Abschluß zugeht und das eigenständige Studentenleben am College bevorsteht, fängt Mason an, sich mit den existentiellen Fragen des Daseins auseinanderzusetzen. Er macht sich als Jugendlicher ein zunehmend differenziertes Bild von der Welt und der Gesellschaft, um zu sich selbst zu finden. Es ist das Alter, in dem ein junger Mensch seine Identität ausbildet, seine Interessen und Begabungen auslotet, sich in seine Zukunft orientiert. Schließlich werden die groß gewordenen Küken von der Mutter sanft aus dem Nest gestoßen...
"Boyhood" ist keine Langzeit-Dokumentation. Es ist eine Fiktion mit einem ungewöhnlichen Setting. Richard Linklater schuf einen Film, dessen Handlung einen Zeitraum von 12 Jahren einnimmt, und dessen Darsteller sich über diese Spanne äußerlich authentisch mit verwandeln. Über die Jahre entwickelte sich der Darsteller Ellar Coltrane vom Kind zum Jugendlichen.
Linklater drehte mit ihm in fortlaufenden Stadien des körperlichen Wachstums jeweils Episoden aus Masons Geschichte. Am Ende des Projekts ist Ellar ein junger Erwachsener von fast 20 Jahren. Auch die Filmeltern, gespielt von Patricia Arquette und Ethan Hawke, sowie die Schwester, gespielt von Lorelei Linklater, altern während der 12 Jahre Drehzeit auf natürliche Weise mit.
"Boyhood" ist auch keine Studie. Die psychosozialen Entwicklungsphasen des Jungen sind grob angedeutet, aber nicht wissenschaftlich fundiert ausgestaltet. Dafür ist auch der hier für den Plot konstruierte Einzelfall zu individuell und natürlich zu amerikanisch. Ein Schießgewehr als Geschenk zum 15. Geburtstag, das ist halt typisch für Texas. Masons Geschichte ist die einer wirtschaftlich abgesicherten Kindheit und Jugend in unsteten Familienverhältnissen.
Aus dem verträumten Kind, das mit viel Fantasie seine Umwelt entdeckt, wird nach dem Auseinanderbrechen der ursprünglichen Familie unter dem despotischen Stiefvater Bill ein stilles Kind, das nur noch in den seltenen Stunden aufblüht, wenn der richtige Papa zu ungezwungenen Freizeitaktivitäten einlädt. Mason leidet unter der Gefühlskälte in seinem Zuhause. Die Mutter verhält sich halbherzig, steht nicht wirklich zu ihrem Sohn.
Mit der Pubertät verändert sich Masons sozialer Schwerpunkt. Freundschaften mit Gleichaltrigen gewinnen an Bedeutung. Das gemeinsame Herantasten an Sexualität und Alkohol innerhalb der Clique vermittelt ein Gefühl von Autonomie. Es führt zu zunehmender Distanzierung vom Elternhaus und entzündet Konflikte mit den Erwachsenen, die sich zur Erziehung berechtigt fühlen.
Trotzdem fällt es Mason nach dem Schulabschluß schwer, das vertraute Zuhause zu verlassen. Er hat seine Interessen gefunden, in denen er sich nun am College ausprobieren möchte. Abgeschlossen ist seine Entwicklung noch nicht, doch die Verantwortung geht in hohem Maß an ihn selbst über. Aus dem kleinen Jungen ist ein junger Mann geworden.
Der sympathische Darsteller Ellar Coltrane läßt den Zuschauer an einem Wunder der Natur, nämlich seinem Erwachsenwerden, teilhaben.
Richard Linklaters Projekt "Boyhood" ist ein schöner Anfang, sich ernsthafter mit den Gefühlen heranwachsender Jungen zu beschäftigen.
(Pino DiNocchio)
![]() |
![]() | 677269 DE - mit Wendecover - | ![]() |
Tonspur: | Deutsch / Englisch / Türkisch | ||
Untertitel: | D, E, TUR | ||
Länge: | 159 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | ||
Extras: | Wendecover |
![]() |
![]() | 777269 DE - mit Wendecover - | ![]() |
Tonspur: | Deutsch / Englisch / Italienisch / Spanisch / Japanisch | ||
Untertitel: | D, E + 10 weitere | ||
Länge: | 165 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | ||
Extras: | Wendecover, Making of |
![]() | ![]() |