MOBBING |
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![]() 89 Min. | 678235 EU | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Mobbing | ![]() |
Regie: | Nicole Weegmann | |
Musik: | ||
Darsteller: | Susanne Wolff, Tobias Moretti, Luka Milan Vucijak, Andreas Lust, Bettina Mittendorfer, Krista Stadler | |
Deutschland 2012 |
Das Festprogramm für die 1000-Jahrfeier der Stadt hatte ganz in den Händen von Kulturamtsmitarbeiter Jo gelegen. Er hatte ordentlich was auf die Beine gestellt. Kulturveranstaltungen von internationalem Format wollte der engagierte Organisator in die Kleinstadt bringen. Jo ist privat und beruflich am Höhepunkt, da zerschießt die neue Behördenchefin seine komplette Arbeit. Jo wird die Kontrolle über das Projekt entzogen. Er wird dienstlich kaltgestellt, damit die Chefin sich mit ihren eigenen Ideen profilieren kann. Jo und sein engster Teamkollege Markus sind ausgebootet.
Das nagt gewaltig an Jos Gemüt. Die Familie leidet mit, bald aber mehr unter ihm. Ehefrau Anja muß die cholerischen Launen auffangen. Sohn Felix ist verängstigt. Das Baby wird zur Last. Die Pläne, das gemietete Haus zu kaufen, stehen in Frage.
Markus zieht die richtige Konsequenz: Er kündigt das Arbeitsverhältnis bei der Stadtverwaltung. Für Jo ist das ein weiterer Schlag, er fühlt sich verraten. Denn er sieht es als persönliche Kriegserklärung, daß er aus seinem Job rausgemobbt wird. Sämtliche Kollegen stellen sich gegen Jo, indem sie ihm in zutiefst egoistischer Haltung die Solidarität verweigern.
Es folgt die fristlose Entlassung. Man hat sich dafür einen hanebüchenen Grund zurechtgebastelt. Jo will sich mit einer Klage wehren. Nur langsam dringt die Erkenntnis zu ihm durch, daß das nichts bringt.
Der Film demaskiert die Lüge vom sicheren Arbeitsplatz als Fundament einer sozio-ökonomisch sicheren Existenz. Den sicheren Arbeitsplatz gibt es nämlich nicht; nirgendwo. Will ein Arbeitgeber einen bestimmten Angestellten aus einem bestimmten internen Interesse heraus loswerden, dann wird er ihn auch los. Er wird immer Gründe und Anlässe erfinden können, um den Betroffenen so lange systematisch zu demütigen und zu zermürben, bis dieser freiwillig geht oder infolge des Terrors am Arbeitsplatz psychisch erkrankt.
Am Ende, wenn er so geschwächt ist, daß er sich nicht mehr wehren kann, wird er aus infamen Gründen gekündigt. Arbeitsrecht und Kündigungsschutz nützen dabei überhaupt nichts. Eine eventuelle Kündigungsklage des Arbeitnehmers und die daraus entstehenden Prozeßkosten sind arbeitsgeberseitig bei solchen Personalmaßnahmen schon eingepreist. Meistens bekommt der Arbeitnehmer Recht, doch eine Rückkehr an den Arbeitsplatz ist bei den zerrütteten Verhältnissen kaum denkbar. Daher resultieren solche verfahren üblicherweise mit einem Vergleich. Der Arbeitnehmer erhält eine Abfindung und geht. Der Arbeitgeber hat sein Ziel legal erreicht, obwohl er im Unrecht ist.
Besonders schäbig ist das kollektive Abwenden von Freunden und Kollegen in der Situation. "Mobbing" zeigt, wie schnell und unerwartet so ein Wegbrechen der vermeintlich gesicherten Existenz passieren kann. Eine ganze Familie wird hier plötzlich an den Abgrund gestellt. Die oben beschriebene Systematik der Personalpolitik erklärt der Film allerdings nicht. Der Fokus liegt auf der psychischen Belastung, die das Opfer Jo mit voller Wucht trifft. Schauspielerisch überzeugt Tobias Moretti in der Rolle.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 678235 EU |
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 89 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.78 | |
Extras: | Digibook |
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