HALT AUF FREIER STRECKE

  • Film DVD
  • deutsch
    106 Min.
    679239 DE
  • Film BLU-RAY
  • deutsch
    110 Min.
    779239 DEnicht mehr im Handel

    Originaltitel: Halt auf freier Strecke
    Filmlänge: DVD 104 Min. / BD 108 Min. ohne Abspann
    Regie: Andreas Dresen
    Musik:  
    Darsteller: Milan Peschel, Steffi Kühnert, Talisa Lilli Lemke, Mika Nilson Seidel, Ursula Werner, Otto Mellies, Thorsten Merten, Harald Schmidt, Dr. Uwe Träger, Dr. Petra Anwar
    Deutschland 2011

    HALT AUF FREIER STRECKE

    Wie gelähmt verläßt das Ehepaar Frank und Simone Lange das Sprechzimmer. Der Arzt hat Klartext gesprochen. Frank hat einen inoperablen Hirntumor. Die Lebenserwartung liegt bei wenigen Monaten. Wie sollen sie es den Kindern sagen?
    Gerade haben sie mit Tochter Lilli (14) und Sohn Mika (8) ihr neues Haus bezogen. Jetzt fällt das Schicksal, ohne daß jemand von ihnen etwas Böses getan hätte, ein solches Todesurteil - nicht nur für Frank, sondern für die Zukunft der ganzen Familie. Auch Franks Eltern müssen den Schock verdauen.
    Frank und Simone suchen Rat bei verschiedenen Psychotherapeuten. Sie bekommen die widersprüchlichsten Theorien zu hören, keine davon hilft wirklich dabei, mit dem unabwendbaren Tod klarzukommen. Die Familie versucht, noch glückliche Tage miteinander zu verbringen. Bestrahlung und Chemotherapie sollen das Ende etwas hinauszögern, doch die Nebenwirkungen machen den Gewinn eher zunichte, als daß die Behandlung helfen würde. Das Wachstum des Tumors ist nicht aufzuhalten. Franks Gehirn wird von dem Krebsgeschwür langsam zerstört.
    Frank wird aggressiv, reagiert mit Wutausbrüchen, weil ihm im Alltag die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen. Die Leidtragenden sind die Kinder, die Papas Launen über sich ergehen lassen müssen. Frank hat zunehmend geistige Aussetzer. Es folgt der Kontrollverlust über den Körper mit Inkontinenz und erheblicher Schwächung. Immer stärkere Schmerzmittel führen zur Ermüdung.
    Simone ist fest entschlossen, ihren Mann bis zum Schluß zu Hause zu pflegen. Eine Palliativmedizinerin betreut die Familie während der letzten Phase, die für alle zum Martyrium wird. Ganz tapfer tragen die Kinder die Lage mit. Sie passen mit auf den Papa auf, fangen ihn auf, wenn er nicht mehr kann, physisch und psychisch. Besonders der kleine Mika zeigt eine tiefe emotionale Verbundenheit mit dem Vater. Die schwere Erkrankung nimmt der Junge als ganz natürlich hin, stellt sich darauf ein und wächst daran. Die Tochter tut sich etwas schwerer, ihre pubertätsbedingte Distanziertheit gegenüber den Eltern zu überwinden, um dem Zusammenrücken der Familie zu folgen. Während Simone, Lilli und Mika unter großer Anstrengung die Tage mit der nervenraubenden Inanspruchnahme durch den Sterbenden meistern, müssen sie stets auch daran denken, daß das Leben für sie nach dem Abschied von Frank weitergehen muß...

    Von der ersten Filmsekunde an hat der Zuschauer das Gefühl, selbst als Betroffener auf der einen oder anderen Seite mittendrin in dem beklemmenden Drama zu stehen. Der Doktor redet mit erstickter Stimme, als er dem Patienten die schlimme Diagnose erläutert. Die Eingangsszene wurde mit einem echten Mediziner gedreht. Chefarzt Dr. Uwe Träger führt in seiner Klinikpraxis regelmäßig derartige Gespräche mit Todgeweihten. Sein Auftritt vor der Kamera hat dokumentarischen Charakter. Es gibt keine Dialogvorgabe.
    In freier Improvisation wurden auch viele der Szenen mit den Kindern gedreht. Sie agieren dabei unbefangen und altersgerecht. Teenagerin Talisa Lilli Lemke konnte schon ihre eigene Lebenserfahrung mit dem Krebstod ihrer Mutter einbringen. Der achtjährige Mika Nilson Seidel spielt seine Rolle als Kind völlig authentisch. So entstanden mit ihm wunderbar berührende Aufnahmen, in denen eine tiefe Emotionalität zu spüren ist.
    Die Rollen der Erwachsenen sind mit professionellen Schauspielern aus dem Theaterumfeld besetzt. Milan Peschels Darstellung des grausamen Verfalls eines erkrankten Menschen geht unter die Haut. Frank verliert durch die fortschreitende Hirnschädigung Teile seiner Persönlichkeit. Es ähnelt einem Prozeß, wie man ihn sonst vom Verlauf einer Demenz kennt. Dem Zuschauer wird die dramatische Veränderung, die unweigerlich auf den Tod zuläuft, leicht verständlich durch die Figur von Dr. Petra Anwar erklärt, die sich hier selbst darstellt, so authentisch wie sie in ihrer täglichen Arbeit als Ärztin Krebspatienten betreut, die im Kreis von Angehörigen zu Hause sterben. In der Realität steht allerdings weitaus nicht jeder Familie eine so fantastische Palliativärztin wie Dr. Anwar bei der Begleitung des Sterbeprozesses zur Seite.
    Regisseur Andreas Dresen, bisher eher mit komischen Beziehungsfilmen in der deutschen Kinolandschaft präsent, führte mit seinem Team für "Halt auf freier Strecke" fundierte Recherchen durch. Also, es geht doch! Deutsches Kino kann erstaunlicherweise doch auch seriöse Inhalte transportieren, sich mit Themen befassen, die wirklich eine Relevanz besitzen. Natürlich ist dies trotz einiger extrem schwarzhumoriger Einlagen kein Wohlfühl-Film. Es war einmal dringend nötig, das perfide Todesurteil Krebs, das Menschen in einem qualvoll langen Sterben aus dem Leben und dem ihrer Familien und Freunde reißt, mit Sachlichkeit ins Blickfeld zu rücken. Ob Krankheit oder Alter, mit der Verlagerung des Sterbens aus den Familien in die Krankenhäuser und Pflegeheime hat sich in der Gesellschaft eine Verdrängung der Auseinandersetzung mit dem Tod ergeben. Das einsame Sterben ist kein sozialer Vorgang mehr, und das hat tiefgreifende soziologische Folgen. Ein Zurück zur heimischen Sterbekultur kann es bei den heutigen, individualisierten Lebensentwürfen nicht geben. Gefragt ist die Entwicklung neuer Modelle.
    (Pino DiNocchio)


    679239 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: D, E, S
    Länge: 106 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras: Wendecover, Audiokommentar Andreas Dresen; Interviews mit Andreas Dresen, Milan Peschel; Harald Schmidt Show; Entfallene Szenen; Outtakes; Audiodeskription für Sehbehinderte


    779239 DE - mit Wendecover -
    Tonspur: Deutsch / Englisch
    Untertitel: D, E, S
    Länge: 110 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras: Wendecover, Audiokommentar Andreas Dresen; Interviews mit Andreas Dresen, Milan Peschel; Harald Schmidt Show; Entfallene Szenen; Outtakes; Audiodeskription für Sehbehinderte


    ©   2012 by TAMINGO Media Publishing