DER BLENDER |
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![]() 95 Min. | 679879 DE | ||
![]() 99 Min. | 779879 DE |
Originaltitel: | The Imposter | ![]() |
Filmlänge: | BD 92 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Bart Layton | |
Musik: | ||
Darsteller: | Adam O'Brian, Anna Ruben, Cathy Dresbach, Alan Teichman, Ivan Villanueva | |
Großbritannien 2012 |
In der texanischen Stadt San Antonio verschwindet 1994 der 13jährige Nicholas Barclay spurlos. Nicholas ist ein hübscher blonder Knabe mit blauen Augen. Er ist ein äußerst lebhafter Junge, der seinen eigenen Kopf hat, der von der Mutter als schwer erziehbar beschrieben wird, der gelegentlich auch mal über Nacht von zuhause wegläuft.
Knapp dreieinhalb Jahre später erhält die Familie eine Nachricht, man habe Nicholas in Spanien gefunden. Nicholas Schwester Carey fliegt nach Spanien, um ihren kleinen Bruder nach Hause zu holen. Sie ist erschrocken, weil der Junge so viel größer und sehr verändert aussieht. Trotzdem identifiziert Carey in ihrer Verblendung den jungen Mann als Nicholas. Der Junge ist verstört. Er verhüllt sein Gesicht, läßt sich nicht anfassen, gibt sich wortkarg. Dann erklärt er, er sei gefangen gehalten, gefoltert und mißbraucht worden.
Auch die Mutter und die übrige Familie glauben, dieser fremd anmutende Mensch sei ihr Nicholas. Sie haben Verständnis für sein Verhalten, nach allem, was er durchgemacht hat. Selbst daß er Englisch nur noch mit ausländischem Akzent spricht, kommt ihnen nicht seltsam vor.
Privatdetektiv Charlie Parker recherchiert im Auftrag eines TV-Senders. Ihm fällt schnell auf, daß hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Auch FBI-Agentin Nancy Fisher bemerkt Ungereimtheiten. Es kann kaum sein daß aus einem 13jährigen blonden, blauäugigen Jungen innerhalb von drei Jahren ein ausgewachsener Mann mit schwarzem Bartwuchs und braunen Augen wird.
Der junge Mann tischt eine unglaubliche Horrorstory auf. Er sei von Militärs verschleppt worden, die ihn und viele andere Kinder grausam vergewaltigt und gefoltert hätten, und die medizinische Experimente gemacht hätten.
Parkers Fotovergleiche und schließlich eine fachärztliche Untersuchung liefern den Beweis: Dieser junge Mann ist nicht Nicholas Barclay...
Die als Kriminalfall inszenierte Dokufiction ist so absurd, daß es teilweise mehr wie eine Komödie wirkt. Wie kann eine Familie, vor allem eine Mutter, so beknackt sein, einen erwachsenen, dunkelbärtigen Ausländer für ihren vermißten Sohn zu erklären, der zu dem Zeitpunkt ein blonder Teenager von etwa 16 Jahren sein müßte?
Gleich zu Beginn des Films kommt der Täter offen zu Wort. Es ist ein zur Tatzeit 23 Jahre alter Mann. Es ist der französische Serienbetrüger Frédéric Bourdin, hier in den Porträtaufnahmen von Schauspieler Adam O'Brian dargestellt. Über viele Jahre hinweg stahl dieser entwicklungsgestörte Mann immer wieder mit hoher krimineller Energie die Identität anderer Leute. Darunter täuschte er auch mehrmals vermißte Kinder vor, die wesentlich jünger waren als er selbst.
Seine Opfer findet er eher zufällig. Seine Vorgehensweise ist präzise und konsequent durchdacht. Durch geschickte Tarnung, Verkleidung und schauspielerische Verstellung gibt sich Bourdin so aus, daß Polizei und Behörden ihn für einen Jugendlichen halten. Mit einer blinden Selbstsicherheit, wie sie typisch ist für Kriminelle, die unter Realitätsverlust leiden, fädelt Bourdin unter aberwitziger Vortäuschung falscher Tatsachen seinen perfekten Identitätswechsel ein. Dazu ergaunert er sich die nötigen privaten Informationen über sein Opfer. Im Fall von Nicholas Barclay blondiert er seine Haare, läßt sich sogar eilig die Tätowierung stechen, die der Junge als Merkmal trägt. Für körperliche Veränderungen erfindet er eine abenteuerliche Legende.
Der Film schaltet in stetigem Wechsel zwischen drei Aufnahmearten: Nachgestellte Spielszenen, Interviews mit den echten Angehörigen von Nicholas sowie authentische Archivbilder, Aussagen von einem nachgestellten Frédéric Bourdin in Form einer fiktiven Videovernehmung. Bourdin erklärt detailliert sein psychologisches Motiv und schildert ungerührt, wie kaltblütig er seinen perfiden Betrug durchzog. Wie er nicht nur nach außen hin gegenüber der Gesellschaft, sondern auch innerlich in seiner instabilen Persönlichkeit zu Nicholas Barclay wurde. Und wie er es als Befriedigung empfand, ein neues Leben als neue Person zu beginnen. In Verbindung mit dem paradoxen Benehmen der Familie, die sich mit der Zeit in Widersprüche verstrickt, konstruieren die Ermittler Parker und Fisher eine immer gruseliger werdende Theorie. Der Zuschauer weiß zwar von Anfang an, daß die aufgefundene Person ein Betrüger ist, der sich in eine amerikanische Familie einschleicht, wie sich die Sache aber dann entwickelt, und was mit dem echten Nicholas geschehen ist, das ist der Stoff, der den Film "The Imposter" zu einem spannenden Thriller macht.
Für den infamen Betrug an der Familie von Nicholas Barclay saß Bourdin in den USA sechs Jahre im Gefängnis. Dann kehrte er nach Frankreich zurück und setzte sofort die Serie seiner Identitätsdiebstähle unbeirrt fort. Die Aufdeckung seiner erneuten Verbrechen zog nur Bagatellstrafen nach sich. In Frankreich lebt der psychisch gestörte Serientäter auf freiem Fuß, und er hat drei eigene Kinder. Gut, er hat niemanden umgebracht, aber er ist ein gemeingefährliches Monster. Daß die französische Justiz ihn frei herumlaufen läßt und auch noch die Kinder seinem kranken Hirn aussetzt, das ist ein skandalöser Affront gegen alle Eltern, denen aus weit weniger gewichtigen Gründen durch behördliche Eingriffe ihre Kinder weggenommen werden.
Welche wundersame Heilung hat dem kriminellen Hochstapler so plötzlich seinen zwangsneurotischen Trieb zum Identitätswechsel genommen und ihn von einem Psychiatriepatienten in einen glaubwürdigen Familienvater verwandelt?
"The Imposter" ist ein Film, bei dem es jenseits des echten Nicholas, von dem nur noch Erinneringsfotos existieren, keinen Sympathieträger gibt. Frédéric Bourdin ist ein widerlicher Typ, und die sozial auffällige Familie von Nicholas ist in ihrer maßlosen Naivität und ihren ans Vulgäre grenzenden Vorhaltungen durchweg abstoßend. Ist es eine wahre Geschichte oder doch eine bloße Erfindung? Traurig macht nur die Frage nach dem Schicksal von Nicholas.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 679879 DE - mit Wendecover - | ![]() |
Tonspur: | Deutsch / Englisch | ||
Untertitel: | D | ||
Länge: | 95 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | ||
Extras: | Wendecover; Telling the Story; Meeting Frederic; Making the Imposter; Shooting the Drama; Creating the Music |
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![]() | 779879 DE - mit Wendecover - | ![]() |
Tonspur: | Deutsch / Englisch | ||
Untertitel: | D | ||
Länge: | 99 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | ||
Extras: | Wendecover; Telling the Story; Meeting Frederic; Making the Imposter; Shooting the Drama; Creating the Music | ||
- minus - | Die Disc kann nicht mit Hauptmenü gestartet werden. Bis zum Erreichen des Filmstarts werden 4:45 Minuten nicht überspringbare Zwangslaufzeit mit Eigenwerbung des Herstellers abgespielt. |
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