FUNNY GAMES U.S. |
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deutsch + englisch 107 Min. | 680669 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Funny Games U.S. | |
Regie: | Michael Haneke | |
Musik: | ||
Darsteller: | Tim Roth, Naomi Watts, Devon Gearhart, Michael Pitt, Brady Corbet, Siobhan Fallon, Robert Lupone | |
USA 2007 |
US-Remake des österreichischen Films FUNNY GAMES (1997)
George, Ann und ihr kleiner Sohn Georgie treffen in ihrem noblen Ferienhaus am Ufer eines Sees ein. Sie freuen sich auf erholsame Tage, in denen sie mit dem Segelboot über den See fahren und eine Runde Golf mit den Nachbarn spielen wollen.
Ein junger Mann in weißer Golfkleidung, der im Haus nebenan zu Gast ist, kommt herüber und bittet Ann um vier Eier für die Nachbarin, weil ihr diese ausgegangen sind. Ann hilft gerne aus. Ungeschickterweise läßt der junge Mann die Eier fallen und möchte jetzt noch mal welche. Zufällig schubst er auch Anns Mobiltelefon ins Spülwasser. Ann ist angesäuert, und sie ist froh, als der unsympathische Kerl zur Tür hinaus ist. Doch sogleich kommt er zurück, nun in Begleitung eines Freundes, der ebenfalls Golfkleidung trägt. Der Hund habe ihn angesprungen, und die Eier seien runtergefallen. Er möchte von Ann vier neue Eier haben. Ann kommt sich verarscht vor, sie bittet die zwei Männer energisch, sofort ihr Haus zu verlassen. Die beiden sind empört und haben überhaupt kein Verständnis für so viel angebliche Unfreundlichkeit. Sie wollen doch nur vier Eier.
Ann ist erleichtert, als ihr Mann und der Sohn vom See zurückkommen. George soll die unerwünschten Besucher rauswerfen. Nach einem Wortwechsel eskaliert die Situation plötzlich. Einer der Typen greift nach dem Golfschläger und schlägt George nieder. Peter und Paul, so nennen sich die zwei Eindringlinge, nehmen die Familie in ihrem eigenen Haus als Geiseln. Sie beginnen ein perverses Spiel. Peter und Paul wetten, daß die Familie in 12 Stunden tot sein wird. Wenn die Opfer die Wette gewinnen wollen, müssen sie es schaffen zu überleben!
Hilflos der Gewalt der Psychopathen ausgeliefert, werden die Eheleute und das Kind mit immer neuen bedrohlichen Spielchen psychisch und körperlich gequält. Mit kollektivem Überlebensinstinkt versuchen die verzweifelten Familienmitglieder sich gegenseitig zu schützen.
Dem verängstigten Jungen gelingt es, aus dem Haus zu entkommen. Georgie sucht Hilfe bei den Nachbarn, muß aber dort eine grausige Entdeckung machen und wird von den Gewalttätern bald wieder eingefangen. Die Tortur nimmt kein Ende. Peter und Paul genießen es, das Gewinnen ihrer Wette bis kurz vor Ablauf der gesetzten Frist hinauszuzögern...
Ohne akribisch Bild für Bild zu vergleichen, kann man resümieren, daß Michael Haneke seinen 1997 in Österreich gedrehten Film "Funny Games" in den USA quasi 1:1 neu gefilmt hat. Nötig war das für den Rest der Welt nicht, aber für die US-Amerikaner sind ja Filme, die nicht aus ihrem Land stammen, nicht existent. So wurde das Skript mit in den USA ansässigen Schauspielern nachgedreht, eine inhaltliche Veränderung und Anpassung an die Sehgewohnheiten des US-Publikums, wie es bei solchen Coverversionen europäischer und asiatischer Filme üblich ist, fand aber nicht statt. Sogar die Soundkulisse mit John Zorns anarchischer Kakophonie wurde original übernommen.
Michael Pitt ist die ideale Besetzung für Paul. Wie man ihn aus "Mord nach Plan" und "Die Träumer" kennt, verkörpert er den Jüngling, hinter dessen kindlichem Blick sich gelangweilte Intelligenz einen Weg zum Nervenkitzel durch abartigen Moralbruch bahnt.
Haneke thematisiert in seinen Filmen immer wieder die animalische Gewalt, zu der Menschen fähig sind, wenn moralische Kontrollinstanzen wegbrechen. "Funny Games" ist wohl sein umstrittenstes Werk, hier wird Gewalt zum reinen Selbstzweck inszeniert. Hier gibt es vordergründig keinerlei soziale Indikation, mit der sich das krankhafte Verhalten der zwei jungen Männer in Bezug setzen läßt. Sie agieren mit System und verfolgen ganz konzentriert ein Ziel; der Weg dorthin ist ein Spiel, dessen Züge aus Improvisation bestehen.
Dieselben Filmkritiker, die in Deutschland nicht müde werden, das Genre des Horrorfilms als gewaltverherrlichend zu verhetzen und gegen unzählige Filme die Zensurschere anzusetzen, erheben bizarrerweise Hanekes widerwärtigsten Gewaltexzeß zum Kunstwerk und interpretieren die Darstellung eines sinnentleerten Verbrechens gegen die Menschenwürde als Mediensatire. Haneke selbst weist dem Zuschauer das Prädikat des Perverslings zu, weil dieser sich an der gezeigten Perversion ergötzt. Das ist im Prinzip richtig.
(Pino DiNocchio)
680669 DE | ||
Tonspur: | Deutsch / Englisch | |
Untertitel: | D | |
Länge: | 107 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Interviews |