WELCOME (2009) |
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![]() 109 Min. englische Untertitel | 684324 UK | nicht mehr im Handel | |
![]() 109 Min. | 684321 DE |
Originaltitel: | Welcome | ![]() |
Regie: | Philippe Lioret | |
Musik: | ||
Darsteller: | Vincent Lindon, Firat Ayverdi, Audrey Dana, Thierry Godard, Selim Akgul, Derya Ayverdi, Murat Subasi, Firat Celik | |
Frankreich 2009 |
Drei Monate war der 17jährige Bilal unterwegs. Aus seiner Heimatstadt Mosul im irakischen Teil Kurdistans ist er illegal nach Europa gereist. Sein Ziel ist England, wo der begabte Fußballspieler Profi bei einem der berühmten Ligavereine werden möchte. Mehr als das treibt den Jungen jedoch die Liebe. Bilal folgt seiner Freundin Mina nach, die mit ihrer Familie kürzlich nach London ausgewandert war. Im französischen Küstenort Calais kommt seine Reise ins Stocken. Ohne Papiere ist der Ärmelkanal unüberwindlich.
Ein Versuch, sich in einem LKW durch die Grenzkontrolle des Hafens zu schmuggeln, scheitert. Weil der junge Kurde aus einem Kriegsgebiet kommt, darf er geduldet in Frankreich bleiben. Hunderte von illegalen Zuwanderern hausen im Hafengebiet von Calais. Sie alle sind hier auf dem Weg nach England gestrandet. Eine ehrenamtliche Suppenküche verteilt Mahlzeiten. Täglich warten die jungen Männer aus dem Nahen Osten auf eine neue Chance, sich von einem Menschenschlepper für viel Geld auf die britische Insel schleusen zu lassen.
Bilal entscheidet sich für einen alternativen Weg: Im örtlichen Hallenbad nimmt der sportliche Jüngling Unterrichtsstunden bei Schwimmlehrer Simon Calmat. Bilal will den Ärmelkanal durchschwimmen!
Simon trainiert den Jungen im Kraulen. Neben der richtigen Technik kommt es bei dem Vorhaben auf die Ausdauer an. 10 Stunden muß ein Schwimmer gegen die kalte, wütende See ankämpfen und sich auf der vielbefahrenen Wasserstraße zwischen gigantischen Schiffen hindurchmanövrieren, um die 34 Kilometer von Frankreich nach England zurückzulegen. Simon nimmt Bilal während der Vorbereitung in seiner Wohnung auf. Er entwickelt ein fast väterliches Verhältnis zu dem Jungen.
Der ehemalige französische Schwimmeister wickelt gerade seine Ehescheidung ab. Daß der junge Bilal solche Anstrengungen unternimmt, um zu seinem Mädchen zu gelangen, beeindruckt Simon. Er begreift, daß er seine Frau Marion noch immer liebt, und er beginnt sie zu umwerben, damit sie zu ihm zurückkehrt. Marion hat aber kein Verständnis für Simons plötzliche Anwandlungen zu einem zwielichtigen sozialen Engagement. Es ist für die französische Bevölkerung verboten, illegalen Zuwanderern zu helfen. Simon gerät ins Visier der Polizei, weil er den jungen Kurden bei sich beherbergt. Ziviler Ungehorsam wird jetzt für den französischen Goldmedaillenträger zur Pflicht.
Bilal will seinen wahnsinnigen Plan durchführen, er läßt sich nicht aufhalten...
Frankreichs Top-Schauspieler Vincent Lindon spielt wie schon in seinen letzten Filmen den Mann, der sich durch nichts in seinem Konzept beirren läßt. Seine Figur, der Schwimmer Simon Calmat, ist schon durch Höhen und Tiefen gegangen. Seine Sportkarriere ist Vergangenheit, seine Ehe ebenfalls. In dem ehrgeizigen Jugendlichen, der nun von ihm trainiert werden möchte, findet Simon eine neue Aufgabe, in die er sich hineinstürzen kann, um sich vom Trennungsschmerz abzulenken.
Jungdarsteller Firat Ayverdi gibt mit seinem athletischen und zugleich knabenhaften Körper dem Teenager Bilal einen sensiblen Charakter. Er ist ein intelligenter Junge, der zielstrebig seinen Weg sucht. Dabei geht er behutsam vor, selbstbewußt aber auch defensiv, um unnötige Konflikte zu vermeiden. Bilal weiß, wann es Zeit ist, die Hilfsbereitschaft anderer nicht zu überreizen. Firat Ayverdi läßt seine Figur des Fremden in einem fremden Land mit fast unbeweglichem Gesicht durch das Drama schweben. Der Junge ist ein sanfter Träumer, ein stiller Beobachter, der mit seiner sympathischen Persönlichkeit beim Zuschauer das Unbehagen vor dem unwillkommenen orientalischen Einwanderer wegbläst.
Der Film wirft ein Licht auf den skandalösen Umgang der französischen Behörden mit illegalen Zuwanderern. Sie sind vollkommen rechtlos, sie befinden sich im Land, werden aber behandelt, als würden sie nicht existieren. An einem Nadelöhr wie der Fährverbindung oder auch dem Tunnel zwischen Frankreich und England wird das Netz zugezogen. Nur wenige schlüpfen durch, und noch weniger kommen lebend am anderen Ufer an. Den Briten ist es nicht zu verdenken, daß sie ihre Insellage nutzen, um sich gegen unerwünschte Eindringlinge abzuschotten.
Jeder andere europäische Staat würde es, wäre er eine Insel, ebenso machen. Schließlich hat niemand diese Menschen angeheißen, ohne
Erlaubnis die Grenzen in die Europäische Union zu überschreiten. Akute Gefahr für ihr Leben besteht in ihrer Heimat für die Wenigsten; sie kommen einfach nur, weil sie im zivilisierten Europa ein angenehmeres Leben erwarten, anstatt sich in ihren eigenen Heimatländern an der Nase zu packen und sich an der Schaffung von Frieden und dem Aufbau funktionierender Strukturen zu beteiligen. Es ist keine Lösung für die Probleme der Welt, wenn die Menschen aus ihren gescheiterten Staaten weglaufen und ins gemachte Nest Europas, der USA oder Australiens drängen. Mit Intoleranz oder Fremdenfeindlichkeit hat das nichts zu tun, wenn man dafür kein Verständnis aufbringt. Der Film "Welcome" weicht einer Konfrontation mit politischen Argumenten geschickt aus, indem er das Motiv für die Wanderung des Protagonisten auf die emotionale Ebene legt. Bilal möchte in erster Linie vom Irak nach Großbritannien fahren, um seine Geliebte wieder zu sehen und sie zu heiraten. Gäbe es nicht die Massen illegaler Wirtschaftsimmigranten, wäre es sicher viel einfacher, in einem so persönlich begründeten Fall wie dem Bilals legal reisen zu können.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 684324 UK |
Tonspur: | Mehrsprachige OF (Französisch, Englisch, Kurdisch) | |
Untertitel: | Englisch | |
Länge: | 109 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: |
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![]() | 684321 DE |
Tonspur: | Deutsch / Mehrsprachige OF (Französisch, Englisch, Kurdisch) | |
Untertitel: | D | |
Länge: | 109 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Making of | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |
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