DIE ENTBEHRLICHEN |
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deutsch 105 Min. | 687141 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Die Entbehrlichen | |
Filmlänge: | 101 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Andreas Arnstedt | |
Musik: | ||
Darsteller: | Oskar Bökelmann, André Hennicke, Steffi Kühnert, Kathi Hahn, Ingeborg Westphal, Paul Arnstedt, Axel Wandtke | |
Deutschland 2009 |
In der Schule und beim Zeitvertreib mit seiner Freundin Hannah trägt Jacob ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Die Mutter befindet sich als Folge der Mißhandlungen durch ihren Ehemann für längere Zeit im Krankenhaus. Der Vater liegt tot in der Wohnung!
Aus Angst in ein Kinderheim gesteckt zu werden, verschweigt Jacob den Tod seines Vaters. Tagelang hält der 11jährige die Oma Rosi, Lehrer, Freundin, Nachbarn mit einem abenteuerlichen Lügengebäude zum Narren, während er in der Wohnung gegen den bestialischen Gestank der verwesenden Leiche ankämpft. Jacob verschwindet in einer Scheinwirklichkeit...
Der Film rollt die Geschichte von hinten auf. Jacobs Bemühungen, den Tod seines Vaters zu verheimlichen, wechseln mit langen Rückblenden in die Wochen davor. Stück für Stück zeichnet sich darin das Soziogramm einer gescheiterten Familie ab.
Langjährige Erwerbs- und Perspektivlosigkeit in einem Land, das offensichtlich Teile seiner Bevölkerung nicht mehr braucht, verdichtet sich bei Jacobs Eltern zu Alkoholismus und chronischer Aggressivität. Malermeister Jürgen Weiß ist kein typischer Asozialer der bildungsfernen Unterschicht, sein Verlust der Selbstkontrolle und des Verantwortungsbewußtseins ist vielmehr eine schleichende Folge der Ausgrenzung von der Teilnahme an der Gesellschaft. In der DDR hatte der Handwerker eine sichere Existenz gehabt, aber in der kriminellen Raubritterwirtschaft der BRD kann der ehrliche Mann nicht Fuß fassen.
"Die Entbehrlichen" ist kein Einzelschicksal, sondern ein Blick auf den großflächigen moralischen Verfall breiter Gesellschaftsschichten in Deutschland. Das betrifft auch das andere Ende der Skala. Hannah, die in Jacob verknallt ist, kommt aus gehobenen Verhältnissen, der Vater ist Anwalt. Für die Armut des Freundes seiner Tochter hat er nur zynische Verachtung übrig.
Im städtischen Siedlungsraum begegnen sich die Milieus auf engstem Raum. Dazwischen machen sich gewalttätige Neonazis breit.
Zum lebenden Inventar der Nachbarschaft gehört der weltkriegstraumatisierte Gerhard Rott, der in Wehrmachtuniform in seiner Laube eine Division Gartenzwerge im Kampf für das Vaterland kommandiert. In der Umgebung solcher Gestalten fehlt es Jacob an Orientierung für seine eigene Entwicklung. Der Junge möchte gern ein ganz normales Leben führen, doch es hakt überall. Die prekäre Situation gibt Anlaß zur Sorge.
Im Epilog läßt Filmautor Andreas Arnstedt dem Protagonisten Jacob auch in der Zukunft wenig echte Chancen. Kein märchenhaftes Ende also, sondern die bittere Realität. Den vom Frust zerfressenen, extrem gereizten, ohnmächtig wütenden, aber auch liebevollen Vater spielt André Hennicke mit ungezügelter Intensität und Lautstärke. Verzweifeltes Prügeln und Brüllen ist alles, was dieser gebrochene Charakter noch kann. Newcomer Oskar Bökelmann schleicht so glaubwürdig verschüchtert wie der still leidende Junge durch die Szenen, ohne übertrieben theatralisch zu agieren.
(Pino DiNocchio)
687141 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 105 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Making of mit Kommentar von Regisseur Andreas Arnstedt, Unterrichtsmaterial für den PC | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |