MARCO W. - 247 TAGE IM TÜRKISCHEN GEFÄNGNIS |
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deutsch 120 Min. | 688211 DE | nicht mehr im Handel | |
deutsch 120 Min. | 788211 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Marco W. - 247 Tage im türkischen Gefängnis | |
Regie: | Oliver Dommenget | |
Musik: | ||
Darsteller: | Vladimir Burlakov, Veronica Ferres, Herbert Knaup, Luk Pfaff | |
Deutschland 2011 |
Ein Familienurlaub in der Türkei wird zum Alptraum.
Mit 17 Jahren ist Marco eigentlich schon zu alt, um mit den Eltern Urlaub zu machen. In der Ferienanlage nahe Antalya verbringt der Junge daher die meiste Zeit mit anderen Jugendlichen. Am letzten Abend lernt Marco ein Mädchen aus Manchester kennen. Die blonde Carolina gibt an, 15 zu sein, was ihr Marco bei ihrem reifen Aussehen auch ohne jeden Zweifel glaubt. Sie trägt im Hotel auch das grüne Gästearmband, welches sie gegenüber dem Personal als erwachsen ausweist. Bei Beginn der Nachtruhe am Swimming Pool geht die Party im kleinen Kreis im Zimmer von Carolina weiter. Nachdem alle anderen gegangen sind, ist Marco allein mit dem Mädchen. Carolina läßt mit ihrer wilden Flirterei nicht nach. Sie verführt den stillen, zurückhaltenden Jungen zu erotischen Berührungen.
Am nächsten Morgen unmittelbar vor der Abreise wird der 17jährige Deutsche im Hotel von der türkischen Polizei festgenommen. Marco hat keine Ahnung, was da vor sich geht. Es ist der Beginn eines unfaßbaren Justizskandals.
Marco erfährt zu seinem Entsetzen, daß Carolina in Wahrheit erst 13 ist. Deshalb wird er jetzt in der Türkei des sexuellen Mißbrauchs einer Minderjährigen beschuldigt. Carolinas Mutter erstattet Anzeige wegen Vergewaltigung. Der Arzt, der das Mädchen untersucht, stellt jedoch fest, daß sie noch Jungfrau ist.
Beim Verhör gibt Marco ganz offen an, was am Vorabend zwischen ihm und Carolina war, die sich ihm gegenüber als 15jährige ausgegeben hatte. Auf ihre treibende Initiative hin, hatten sie sich im Intimbereich entblößt und gestreichelt. Dabei war der Junge sehr schnell gekommen, worauf sie die Begegnung angesäuert beendete. Die türkische Polizei fälscht Marcos deutsche Aussage im türkischen Protokoll in Geschlechtsverkehr um.
Marco versteht nicht, weshalb man es ihm in der Türkei als Verbrechen vorwirft, daß er im Hotel mit einer anderen Urlauberin Zärtlichkeiten ausgetauscht hatte - noch dazu da sie ihn über ihr Alter belogen hatte.
Obwohl er selbst mit 17 noch nicht volljährig ist, wird Marco in ein Gefängnis in Antalya gesperrt. Die Zustände dort sind Jahrhunderte von der zivilisierten Welt entfernt. Es ist ein mittelalterlich anmutender Kerker. Bis zu 30 erwachsene Männer, die meisten von ihnen Drogendealer aus Osteuropa, sind in einem kahlen Raum zusammengepfercht wie Vieh. Die hygienischen Zustände sind unbeschreiblich.
Marcos Mutter Martina fliegt zurück nach Deutschland, um Unterstützung für ihren gefangenen Sohn zu organisieren. Der krebskranke Vater Ralf bleibt in der Türkei, um sich vor Ort um Marcos Freilassung zu bemühen. In Deutschland bekommt die Presse Wind von Marcos Inhaftierung. Der Fall wird öffentlich. Martina und ihr älterer Sohn Sascha werden regelrecht gehetzt, nutzen dann aber die Medien.
Vier Wochen soll die Untersuchungshaft dauern. Daraus werden acht, und die türkische Justiz verschleppt die Ermittlungen und den Prozeß weiter Monat um Monat. Mehrmals gibt es Gerichtsverhandlungen, bei denen Öffentlichkeit und Presse ausgeschlossen bleiben. Das Gericht trägt vor, Carolina habe behauptet, Marco habe sie zum Sex gezwungen. Doch die britische Teenagerin weigert sich, ihre infamen Anschuldigungen vor dem Gericht auszusagen. Die Türken bestehen trotz ausbleibender Beweise darauf, den deutschen Jugendlichen in ihrem Gefängnis festzuhalten.
Ganz Deutschland verfolgt über Monate hinweg das Martyrium des Marco W. im türkischen Gefängnis. Die empörte Öffentlichkeit solidarisiert sich mit der Familie. Immer wieder wird der Prozeß wegen fehlender Beweise vertagt. Die Gefangenschaft nimmt kein Ende.
Die Haftbedingungen werden für den jungen Deutschen immer quälender. Sein Gesundheitszustand wird immer kritischer. Im fehlen die Medikamente für seine chronischen Erkrankungen. Er ist unterernährt. Er ist ständig von Gewalt bedroht, denn unter den Mithäftlingen gibt es Bandenbildung und Machtspiele. Hilflos muß Marco zusehen, wie sein einziger Freund von der Meute in der Zelle brutal zusammengeschlagen wird. Marco muß um seine Unversehrtheit fürchten...
Der "Fall Marco W." schockiert im Jahr 2007 ganz Deutschland. Im vermeintlichen Urlaubsparadies Türkei wegen eines Ferienflirts verhaftet und über 8 Monate ohne Urteil ins Gefängnis gesperrt - das wirft ein vernichtendes Licht auf dieses Land, das so lautstark um Einlaß an die Tür zur Wertegemeinschaft der Europäischen Union poltert, und das zugleich an Marco W. ein so erbärmliches Exempel seiner mangelhaften Rechtsstaatlichkeit statuiert.
Die deutsche Politik und Diplomatie kann oder will nichts ausrichten. Daß ein deutscher Staatsbürger, der zudem noch nicht volljährig ist und daher besonders schutzbedürftig ist, unter menschenunwürdigen Verhältnissen ohne jeden Tatbeweis in einem türkischen Gefängnis seiner Freiheit beraubt wird, das will der deutsche Staat bei seinem Kuschelkurs mit der Türkei nicht wahrhaben. Deutsche Spitzenpolitiker begnügen sich mit Sonntagsreden und lassen den Jungen weiter im türkischen Knast schmoren. Die türkischen Behörden mauern, stellen sich stur.
Erst die private Intervention eines prominenten, hoch geachteten, in Deutschland lebenden türkischen Unternehmers bringt Bewegung in die Affäre. Nach 247 Tagen Haft kommt für den entkräfteten Marco die Erlösung. Wenige Tage vor Weihnachten setzt das Gericht die U-Haft aus, Marco kommt frei, er darf ausreisen und endlich nach Hause gehen. In Abwesenheit wird er später von dem türkischen Gericht zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt - für eine Tat, für die es keinerlei Beweis gibt. Was soll man dazu noch sagen? Dem Kommentator fehlen die Worte. Man kann nur konstatieren, daß sich die Türkei mit diesem Skandal für lange Zeit als sicheres Touristenziel disqualifiziert hat. Die haarsträubenden Haftbedingungen sprechen ebenfalls für sich.
Die Verfilmung von Marcos 247 Tagen im türkischen Gefängnis liefert eine bewegende Chronologie des wahren Dramas. Unaufgeregt und ohne Melodramatik zeichnet der Spielfilm das erschütternde Schicksal des Jugendlichen und seiner Familie. Verzweifelt kämpfen die Eltern um ihren Sohn. Für Anwälte und Reisekosten müssen sie Unsummen an Geld aufbringen. Die nervliche Belastung geht an alle Grenzen.
Für den hageren Jungen aus Deutschland ist es ein endloses Grauen. In der Massenzelle zusammen mit gewalttätigen Schwerverbrechern, deren Sprache er nicht versteht, muß er sich in die Hierarchie einfügen. Er wird von den Männern angefeindet, steht ganz unten, muß sich in Unkenntnis der fremden Sitten jeden Schritt genau überlegen. Es sind Zustände, wie man sie nur aus US-amerikanischen Knastfilmen kennt. Endlich kann Marco die Gefängnisleitung überzeugen, daß seine Gesundheit angesichts der brutalen Bedrohungen durch Mitgefangene akut gefährdet ist. Er wird in einen noch nicht in Betrieb genommenen Neubau verlegt. Dort ist er völlig isoliert, wenigstens aber in Sicherheit. Es ist bewundernswert, wie der Junge die Tortur durchgestanden hat. Gespielt wird Marco im Film von Vladimir Burlakov.
(Pino DiNocchio)
688211 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 120 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.40 | |
Extras: | Making Of | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |
788211 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | keine | |
Länge: | 120 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.40 | |
Extras: | Making Of | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |