FAMILIENTREFFEN MIT HINDERNISSEN |
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![]() 109 Min. ohne deutsche Untertitel | 689794 FR | nicht mehr im Handel | |
![]() 109 Min. | 689791 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Le Skylab | ![]() |
Filmlänge: | 105 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Julie Delpy | |
Musik: | ||
Darsteller: | Bernadette Lafont, Julie Delpy, Eric Elmosnino, Lou Alvarez, Léo Michel-Freundlich, Anthony Kimmerle, Vincent Lacoste, Angelo Souny, Félicien Moquet, Pierre-Louis Bozonnet, Maxime Julliand, Antoine Yvard, Albert Delpy, Aure Atika, Michelle Goddet, Noemie Lvovsky | |
Frankreich 2011 |
Zu ihrem Geburtstag versammelt Oma Amandine im Sommer 1979 den ganzen Familienclan in ihrem Haus in der Bretagne.
Es ist der Tag, an dem das amerikanische Weltraumlabor Skylab auf die Erde stürzen wird. Den Berechnungen nach sollen die Trümmer auf den Westen Frankreichs fallen. Entsprechend nervös ist man bei der Geburtstagsgesellschaft. Der muntere Trubel des Familientreffens läßt allerdings kaum Zeit, sich um den bevorstehenden Weltuntergang zu kümmern.
Ein Hammel wird geschlachtet. Der Kadaver hängt am Grillspieß. Beim Freß- und Saufgelage auf der Wiese wird über Gott und die Welt debattiert. Die Kinder sind unter sich, Cousins und Cousinen vertreiben sich den Tag mit allerlei Spielen.
Am Nachmittag geht es zum Baden ans Meer. Da verirrt sich die elfjährige Albertine mit Papa Jean an den benachbarten Nacktbadestrand, wo die beiden einer alten Bekannten von Jean aus Jugendtagen und deren Sohn Mathieu begegnen. Beim Anblick des hüllenlosen Teenagers verschluckt Albertine beinahe ihre Zunge. Sie ist augenblicklich verknallt in den hübschen Jungen, und sie kann es kaum fassen, daß Mathieu sie für den Abend zu einer Fete einlädt.
Während die Erwachsenen sich mit reichlich Alkohol in hitzigen Diskussionen über ihre verschiedenen Auffassungen zu Sex, Politik und Lebensentwürfen fetzen, tanzen die Jugendlichen beim Dorffest zu Discomusik. Christian, mit 17 der Älteste, knutscht sich durch die Reihen der Mädchen. Die Kleinen hüpfen vergnügt zwischen den Großen herum.
Albertine träumt nur noch von Mathieu. Auch wenn der etwa zwei Jähre ältere Junge aus Nettigkeit mit ihr tanzt, bleibt der Traumboy für das das frühreife, pummelige Brillenmädchen unerreichbar.
Bei Albertines plötzlich entflammtem Interesse an Jungs muß dann im chaotisch zusammengewürfelten Nachtlager für körperliche Experimente ihr verspielter gleichaltriger Cousin Robert herhalten.
Die große Katastrophe bleibt aus, Skylab fällt in dieser Nacht nicht auf die Bretagne. Aber für Albertine ist die Welt am nächsten Morgen eine andere...
Eine Handlung gibt es nicht. "Le Skylab" bringt eine Momentaufnahme der späten 1970er Jahre. Kulissen, Wohnambiente und Mode sind authentisch zusammengestellt: Es ist die Zeit, wo man hautenge Klamotten und richtige kurze Hosen trägt. Es ist die Zeit, in der als Folge des radikalen Umbruchs von '68 sehr gegensätzliche Ideologien und Lebensmodelle in der Bevölkerung Fuß faßten. Dazu kommt die spezifische Zeitgeschichte Frankreichs mit seinen Kolonialkriegen. Amandines Kinder haben unterschiedliche Wege eingeschlagen. Das alles bietet reichlich Stoff für derben Streit unter den Geschwistern und ihren Ehepartnern. Rechte gegen Linke, Militaristen gegen Pazifisten, Nationalisten gegen Weltbürger, konservative Moralisten gegen liberale Freigeister.
Im Grunde ist das ganze Palaver zwischen den Erwachsenen belanglos. Das unaufhörliche Geschnatter ist mitunter nervig. Etwas wirklich Wichtiges erlebt nur die nebensächliche Hauptfigur Albertine. In dem ganzen verrückten Haufen von wahrlich wenig vorbildhaften Verwandten sucht das am Beginn der Pubertät stehende Mädchen seinen Weg.
Dem Puppenalter noch nicht richtig entwachsen, hat das Dummchen keine Chance bei einem sexy Schwarmtyp wie Mathieu. Im typischen Look der Zeit mit dem blondierten, dauergewellten Kraushaarkopf, wie ihn die coolsten Jungs 1979 trugen, trifft die Figur von Mathieu perfekt das Nostalgiegefühl der Zuschauergeneration, die damals Teenager waren.
Dem romantischen Tanz bei der Disco-Fete voran geht Mathieus Erscheinung am Strand, wo der schöne Jüngling in seiner ganzen Natürlichkeit wie ein archaischer Gottkrieger mit einem Fisch am Speer aus den Fluten steigt. Ein Bild wie aus "The Blue Lagoon". Kein Wunder, daß Albertine davon hypnotisiert ist. Mit einem Hauch von "La Boum" beschreibt der Film in der lockeren französischen Art ein Mädchen im Taumel seiner ersten Verliebtheit, ohne aus ihr eine ätzende Gans zu machen.
Die zweite Hauptrolle unter den Kindern hat Albertines lebhafter Cousin Robert. Der hyperaktive kleine Kerl, gespielt von Léo Michel-Freundlich, ist stets zu Blödsinn aufgelegt. Die Sache mit der Liebe ist für ihn noch ein lustiges Spiel. Albertines Gefühle und Gedankengänge zu Liebe, Schicksal und Vergänglichkeit registriert Robert jedoch sehr aufmerksam. Die übrigen Kinder sind in ihrem Wesen fast schon komische Imitationen ihrer Eltern. Hier ist der Witz direkt in ihren jeweiligen Charakterzügen versteckt. Von Klein bis Groß bildet Amandines streitlustiger Familienclan einen Querschnitt der Befindlichkeit der Franzosen im "Born to be alive"-Jahr 1979.
(Pino DiNocchio)
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![]() | 689794 FR |
Tonspur: | Französisch | |
Untertitel: | F | |
Länge: | 109 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Audiokommentar |
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![]() | 689791 DE |
Tonspur: | Deutsch / Französisch | |
Untertitel: | D (nur bei OF - nicht ausblendbar) | |
Länge: | 109 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: | Interview mit Julie Delpy | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |
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