I DECLARE WAR |
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deutsch + englisch 90 Min. | 692669 DE | nicht mehr im Handel | |
deutsch + englisch 94 Min. | 792669 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | I Declare War | |
Filmlänge: | BD 90 Min. ohne Abspann | |
Regie: | Jason Lapeyre, Robert Wilson | |
Musik: | ||
Darsteller: | Gage Munroe, Siam Yu, Michael Friend, Aidan Gouveia, Mackenzie Munro, Alex Cardillo, Dyson Fyke, Andy Reid, Spencer Howes, Kolton Stewart, Eric Hanson, Richard Nguyen, Alex Wall | |
Kanada 2012 |
In einem Waldstück spielt eine Gruppe von Kindern "Krieg". Die 12jährigen Jungen haben sich in zwei Teams aufgeteilt, die jeweils von einem General geführt werden. Ziel ist es, die Flagge aus der Basis des Gegners zu erobern. Wer die bessere Strategie entwickelt, wird gewinnen. Geschossen wird mit Farbbeuteln. Wer von einer Granate getroffen wird, ist "tot" und scheidet aus.
In der Fantasie der Kinder verwandeln sich die Holzstöcke und Blechdosen in echte Waffen. Im Film selbst erzeugt das eine gehörige Dramatik, wenn die Jungs für die Kamera mit Repliken richtiger schwerer Feuerwaffen durch den Wald laufen und herumballern.
Die kanadischen Jungdarsteller hatten bei den Dreharbeiten nahe Toronto viel Spaß. Auch die deutschen Synchronsprecher wie der 9jährige Leo verraten, daß sie den Film richtig cool finden, weil darin viele Waffen vorkommen, und weil es viel Action gibt. Das Zielpublikum ist also sicher getroffen. Diese Kinder wissen nicht, was der Tod bedeutet. Jungs in dieser Altersstufe haben einfach Lust auf möglichst spektakuläres, laut krachendes Wettlaufen um Geschicklichkeit. Solches Austesten der eigenen Leistung gewinnt an Attraktivität, wenn es ordentlich knallt. Mangelnde Bewegung kann man bei dem Geländespiel nicht beklagen.
Autor und Co-Regisseur Jason Lapeyre verarbeitet in dem Filmwerk autobiografische Erinnerungen. Aufgewachsen in der Ära des Kalten Kriegs in hoch militarisierten Ländern, war das Krieg spielen damals für Heranwachsende eine völlig selbstverständliche Freizeitbeschäftigung. Nach einer kurzen Phase der Hinwendung zur Friedensbewegung erlebte mit der Verbreitung der Computerspiele der Krieg in den Kinderzimmern eine Renaissance. Vielleicht geschmacklos, aber harmlos ist das Szenario, das Jason Lapeyre und Robert Wilson in "I Declare War" entwerfen.
Konsequent ist kein Erwachsener zu sehen. Die Teenager sind ganz unter sich. Der Film öffnet einen Pool voller talentierter Nachwuchsschauspieler. Das sind kluge Kinder, die genau verstanden haben, was sie da spielen. Die Jungen wurden gut auf ihre Charakterrollen vorbereitet.
Die zwei Anführer haben ihre Position nicht zufällig, sondern weil sie besonders intelligent sind. Quinn Wilson und P.K. Sullivan sind brillante Köpfe, die vielschichtige Situationen überblicken und besonnen einschätzen können. Sie besitzen Führungsqualitäten, sie verstehen es, ihre Leute korrekt und sinnvoll einzusetzen. Alle anderen Mitspieler zeigen die eine oder andere altersbedingte Unreife, sich auf ein solches Spiel einzulassen.
Die Spielregeln sind festgelegt. Die zwei Generäle P.K. und Quinn spielen fair. Für sie ist es ein sauberes Strategiespiel. Das ist im Prinzip eine gute Sache, wenn sich Teenager das Lösen strategischer Aufgaben antrainieren. Der "Krieg" als verabredetes Spiel begründet sich ursprünglich nicht in Animositäten unter den teilnehmenden Jungen. Die Anführer haben die Mitglieder in ihre Teams gewählt, nicht anders als bei einer Partie Straßenfußball. Was jedoch im Verlauf des Spiels geschieht, ist weniger dramatisch als es scheint. Bei genauer Betrachtung erweist sich "I Declare War" als unterhaltsame, spannend aufgezogene Inszenierung eines soziologischen Experiments im Geiste von William Goldings berühmtem Roman "Lord of the Flies".
Entlang welcher Linien brechen moralische Grenzen auf? Erste Regelverstöße kündigen eine Eskalation an. Einige der Jungs fangen an, sich gegenseitig richtig körperlich zu verletzen. Die Gewaltbereitschaft ist latent vorhanden. Das Spiel gerät außer Kontrolle, als der psychisch labile Soldat Skinner seinen General "tötet" und das Kommando über die Truppe an sich reißt. Quinn ist empört über seine unerwartete Absetzung, aber er akzeptiert die Aktion, denn im Rahmen der Regeln ist das möglich.
Skinner fühlt sich von den anderen zurückgesetzt, kommt sich als Verlierer vor. Jetzt bricht der ganze angestaute Frust aus ihm heraus. Plötzlich sieht er sich in einer Lage, wo er sich mit brutaler Gewalt zum Sieger durchkämpfen kann. Skinners skrupelloses Vorgehen entfesselt auch bei anderen Mitspielern eine gefährliche Öffnung hin zum Gebrauch von Mitteln der Gewalt.
Es treten nun die charakterlichen Defizite der einzelnen Mitspieler hervor, die überwiegend nicht in der Lage sind, dem simplen gemeinsamen Regelwerk für das Spiel zu folgen. Persönliche Interessen und Motive drängen sich in den Vordergrund, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet. Diese disziplinlose Truppe könnte keinen Krieg gewinnen, und so kommt es am Ende auch. P.K. nützt sein fundiertes Fachwissen über die Historie der Kriegsführung wenig, als er Skinner gegenüber steht und dessen Bedingungen für die Ermittlung des Spielergebnisses abwägen muß. An dieser Stelle geht es darum, welchen Preis die zwei Kontrahenten zu zahlen bereit sind, um als Verlierer vom Feld zu gehen.
Diese Kids sind ein exemplarischer Querschnitt von Charakteren, wie man sie in einer willkürlich zusammengewürfelten Schulklasse oder einer Nachbarschaft in einer Vorstadtsiedlung antrifft. Sie spielen miteinander, obwohl sie sehr verschieden sind. Gerade diese Unterschiede in den Charakterzügen und den persönlichen Ressourcen erzeugt die Dynamik, durch die das Spiel in Bewegung gehalten wird. Das ist auch die Dynamik, durch die jeder Einzelne für seine eigene Sozialisation etwas aus dem Spiel lernt.
Da ist beispielsweise Roy Frost, der einen rasanten Aufstieg erfährt. Läuft er anfangs etwas schusselig ohne eigenes Profil dem einfältigen Prügelbold Sikorski nach, entwickelt er im Ernstfall richtig Kampfgeist. Er gewinnt zum Ende hin das Selbstvertrauen, allein ohne Sikorski zu agieren und die möglicherweise spielentscheidende Initiative zu ergreifen.
Jeder der Jungen ist im Skript eine klar ausgestaltete Persönlichkeit. Das Ensemble von Figuren auf dem Spielfeld ist mit tollen jungen Schauspielern besetzt. Herausragend sind Gage Munroe in der Rolle des manipulativen, altklugen Burschen P.K. Sullivan; Alex Cardillo in der Rolle des über sich hinaus wachsenden Roy Frost; Andy Reid in der Rolle des einsamen Meßdieners Wesley, der als Pazifist den "Krieg" nur mitmacht, um Freunde zu finden; und als heimlicher Star Kolton Stewart in der Rolle des schweigsamen Einzelgängers Caleb, der aus der Distanz zuverlässig seiner Truppe zuarbeitet.
Man darf den Film nicht falsch verstehen. Er ist weniger martialisch als er aussieht. Es ist ein intelligenter Film über das ambivalente Verhältnis pubertierender Jungen zu Gewalt, Freundschaft und Loyalität.
(Pino DiNocchio)
692669 DE - mit Wendecover - | |||
Tonspur: | Deutsch / Englisch | ||
Untertitel: | D | ||
Länge: | 90 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2:35 | ||
Extras: | Wendecover; Audiokommentar mit den Filmemachern (englisch); Audiokommentar mit den Darstellern (englisch); Behind the scenes (23 Min.); Die Schauspieler über ihre Rollen (23 Min.); Interviews mit den Synchronsprechern (5 Min.) |
792669 DE - mit Wendecover - | |||
Tonspur: | Deutsch / Englisch | ||
Untertitel: | D | ||
Länge: | 94 Min. | ||
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2:35 | ||
Extras: | Wendecover; Audiokommentar mit den Filmemachern (englisch); Audiokommentar mit den Darstellern (englisch); Behind the scenes (23 Min.); Die Schauspieler über ihre Rollen (23 Min.); Interviews mit den Synchronsprechern (5 Min.) |