ACASA |
|||
---|---|---|---|
rumänisch 86 Min. deutsche Untertitel | 851571 DE |
Originaltitel: | Acasa | |
Regie: | Radu Ciorniciuc | |
Musik: | ||
Darsteller: | Gica Enache, Vali Enache, Rica Enache, Marcel Enache, Gigel Enache, Nicusor Enache, Corina Enache, Duca Enache, Zana Enache, Luci Enache, Georgiana Enache | |
Rumänien / Deutschland / Finnland 2020 |
Von der Stadt ist das verwilderte Sumpfgebiet Vacaresti im Herzen von Bukarest durch einen Betonwall abgegrenzt. Hier in der Natur leben die 9 Kinder von Gica Enache und seiner Frau. Sie haben immer hier gelebt, abseits der Zivilisation in einer einfachen Hütte zusammen mit den Nutz- und Haustieren. Der Alltag spielt sich im Freien ab. Hier haben die Kinder viel Auslauf. Sie spielen mit allem, was die Natur hergibt. In den Gewässern können sie baden und fischen. Zur Schule geht keines von ihnen. Hinüber in die Stadt laufen sie nur selten.
Das Paradies gerät ins Wanken, als die Regierung das Biotop zum offiziellen Naturschutzpark machen will. Es gibt dafür Geld von der EU, und es ist ein perfektes Vorzeigeprojekt. Der britische Prinz Charles kommt zu Besuch, um als symbolischen ersten Spatenstich ein Bäumchen zu pflanzen. Besuchergruppen verschiedener Art strömen jetzt auf das Gelände.
Gica und seine Familie sind den Behörden ein Dorn im Auge. Obwohl sich Gica im Sumpf besser auskennt als jeder andere und er seine Mithilfe bei der Pflege des Naturparks anbietet, will man das wilde Hausen der Sippe dort nicht länger dulden. Sie sollen in die Stadt umziehen, und die Kinder sollen zur Schule gehen.
Lange sträubt sich Gica gegen die Zwangsumsiedlung. Ein Jahr vergeht. Dann wird er von seiner Krankheit zu schwach, um weiter Widerstand zu leisten. Die Familie wird in einer festen Wohnung einquartiert. Sozialarbeiterinnen unterstützen sie bei der Umstellung auf einen ganz neuen Lebensstil. Ob aus den Naturkindern jetzt Stadtkinder werden können? Auf jeden Fall haben sie Schwierigkeiten mit den Regeln und Gesetzen einer größeren Gesellschaft. Sie begreifen nicht, warum sie in der Stadt nicht einfach nach Lust und Laune tun können, was sie wollen, so wie sie es schon immer gewohnt sind. Ihr Verständnis von Freiheit ist von dem geprägt, was der Vater sie gelehrt hat. Gleichwohl beklagt Gica, die Jungs würden sich in der Stadt zu viel herausnehmen, und sie würden nicht mehr auf ihn hören. Der älteste Sohn Vali wird erwachsen und nabelt sich ab. Er nimmt einen Job im Naturpark an und zieht zu seiner Freundin.
Die Vermieterin schlägt Alarm, als sie feststellt, wie ihre Wohnung vermüllt und demoliert ist. Die Kinder sind verwahrlost und werden nicht in die Schule geschickt. Die Familie muß in eine Notunterkunft. Die Jungen werden älter und immer unglücklicher mit dem reglementierten Dasein in der Stadt. Ihnen fehlt die Unbeschwertheit - aber auch die Perspektive...
Über mehrere Jahre begleitete das Kamerateam die Familie dokumentarisch. Das zweifelhafte Sozialexperiment in einem der letzten zivilisationsfernen Winkel Europas entwurzelt die Kinder. Qualifizierte Begleitung beim Übergang in die neue Lebenswelt gibt es nicht.
In der ersten Hälfte zeigt der Film mit romantisierenden Bildern das glückliche Leben der Kinder. Weitgehend selbstbestimmt verbringen sie ihren Tag mit Spielen, einigen häuslichen Pflichten und Nahrungsbeschaffung. Den Eltern gehorchen sie. Sonst macht niemand Vorschriften. Auch wenn sie vieles entbehren müssen, es scheint ihnen gar nicht zu fehlen. Mit welchem Recht zwingt man sie, ihre vertraute Umgebung zu verlassen? Gewiß, ohne Bildung würden sie als Erwachsene später nicht klarkommen. Der Prozeß der Annäherung an die moderne Gesellschaft könnte sanfter und viel wertschätzender gestaltet werden.
Zum Ende hin wird im Film die Zeit zunehmend gerafft. Familie Enache macht etliche Krisen durch. Die Anpassungsschwierigkeiten sind heftig. Die Jungs entgleiten dem resignierten Vater. Es zieht sie zurück in ihren geliebten Naturraum.
(Pino DiNocchio)
851571 DE | ||
Tonspur: | Rumänisch | |
Untertitel: | D, E | |
Länge: | 86 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:2.35 | |
Extras: | Filmgespräch zwischen Radu Ciorniciuc und Wolfgang M. Schmitt | |
- minus - | Covermotiv mit Zensurzeichen überdruckt |