WIDE AWAKE |
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![]() 84 Min. | 615009 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Wide Awake | ![]() |
Regie: | M. Night Shyamalan | |
Musik: | Edmund Choi | |
Darsteller: | Joseph Cross, Timothy Reifsnyder, Dana Delany, Denis Leary, Robert Loggia, Camryn Manheim, Michael Shulman, Heather Casler | |
USA 1998 |
Der Tod seines geliebten Großvaters trifft den 10jährigen Joshua Beal schwer.
Joshua geht auf eine katholische Jungenschule im US-Staat Pennsylvania. Da wird den Kindern das ganze christliche Programm eingeimpft.
Der Junge möchte wissen, wo sein verstorbener Opa jetzt ist, und wie es ihm geht. Er beschließt "Gott" zu fragen, denn der muß es ja schließlich wissen!
Damit beginnt eine schwierige Mission, die ein ganzes Schuljahr dauern wird: Wo ist Gott zu finden? Wie schafft man es, wirklich mit ihm zu sprechen? Der örtliche Pater hatte jedenfalls noch keinen Erfolg, und der greise Kardinal sieht auch nicht so aus, als hätte er einen Draht nach oben. Der Papst in Rom vielleicht? Der ist doch immerhin Gottes bester Kumpel!
Joshuas Eltern finden die Ambitionen ihres Sprößlings äußerst beunruhigend. Sie hoffen, daß ihr Sohn bald wieder Computerspiele spielt, so wie alle normalen Kinder auch.
Joshua versucht es mit allerlei Ritualen aus anderen Religionen: Islamische Gebete auf dem Wohnzimmerteppich in Richtung Mekka, hinduistisches Fasten, buddhistische Meditation, Kerzen zum jüdischen Lichterfest. Aber nichts davon bringt ihn dem Ziel näher, mit Gott in direkten Kontakt zu kommen und mit ihm zu sprechen.
Nach monatelanger ergebnisloser Suche muß der Junge sich eingestehen, daß er einem Phantom hinterherjagt: Es gibt keinen Gott! Gott ist nur eine Erfindung - so wie Superman und Indiana Jones!
Da geschieht doch noch etwas, das eine unerwartete Antwort auf Joshuas Frage liefert - ein Zeichen des Himmels, so scheint es...
Die Rolle des überaus sensiblen, feinfühligen Jungen Joshua ist mit Joseph Cross perfekt besetzt. Mit engelsgleicher Zartheit verkörpert Joseph Cross, der kurz zuvor an der Seite von Andy Garcia in dem Cop-Thriller "Deseprate Measures" ein tapferes krebskrankes Kind gespielt hatte, den fragilen Knaben. Trotz etlicher Phasen des Zweifelns während seiner "Mission" bleibt Joshua innerlich selbstbewußt und willensstark. Autor und Regisseur M. Night Shyamalan beweist ein vortreffliches Gespür für die tief bewegende Darstellung einer nachdenklichen Kinderseele. In "Wide Awake" sieht man unverkennbar dieses Talent, mit dem ihm bei seinem nachfolgenden Film "The Sixth Sense" verdienterweise der Durchbruch gelang.
Das absurde Regiment der Nonnen an der katholischen Schule wird mit viel Komik dargestellt. Auch die Figur des frechen Draufgängers Dave O'Hara, der Joshuas bester Schulfreund ist und stets amüsante Streiche treibt, wirkt dem Schrecken der katholischen Erziehung entgegen. Was die beiden Freunde so erleben, bringt den Zuschauer reichlich zum Schmunzeln.
Trotzdem darf nicht übersehen werden, daß hier ein Kind seelische Qualen leidet. An Joshua Beal sieht man, was passiert, wenn Kindern dieser ganze Gottesquatsch in die Köpfe gepflanzt wird. "Wide Awake" behandelt mit der Suche nach "Gott" eine ähnliche Thematik wie der herausragende britische Jugendfilm "Die Wunder des Taliesin Jones": Es wird aufgezeigt, welche Verwirrung der religiöse Unsinn bei Heranwachsenden stiftet.
Junge Menschen haben einen wachen Verstand, sie sind wißbegierig und stellen unendlich viele Fragen, sie verlangen nach Erklärungen, und sie wollen verstehen! Irrationaler Glaube an widernatürliche Gottheiten und Wundererscheinungen steht mit dem kindlichen Forscherdrang nach Wahrheiten im Konflikt. M. Night Shyamalan hat einen genialen Weg gefunden, diese kontroverse Thematik in einem humorvollen, bisweilen ironischen Unterhaltungsfilm zu präsentieren, ohne daraus ein Drama zu machen und auch ohne kritische Untertöne zu verbergen.
Im Prinzip ist der Film auch für Kinder geeignet, allerdings ist angesichts der religiösen Inhalte, die bei jüngeren Zuschauern Irritationen verursachen können, eine Begleitung durch Erwachsene geboten. "Wide Awake" ist kein explizit religiöser Film, sondern folgt eher einer agnostischen Leitlinie. Das Ende läßt insofern einen breiten Interpretationsspielraum für die "Gottesfrage". Der kleine Joshua Beal hat in der Geschichte am Schluß seine persönliche Antwort gefunden. Doch der Zuschauer muß und darf seinen individuellen Standort immer noch selber bestimmen. Existiert "Gott" wirklich als Wesen oder ist es eine reine Erfindung oder ist es einfach nur eine seelische Gedankenstütze?
(Pino DiNocchio)
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![]() | 615009 DE |
Tonspur: | Deutsch / Englisch | |
Untertitel: | D, E | |
Länge: | 84 Min. | |
Bild: | 16:9 Widescreen 1:1.85 | |
Extras: |
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