GIB'S IHM CHRIS |
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deutsch 115 Min. | 654283 DE | nicht mehr im Handel |
Originaltitel: | Let Him Have It | |
Regie: | Peter Medak | |
Musik: | Michael Kamen, Edward Shearmur | |
Darsteller: | Christopher Eccleston, Tom Courtenay, Eileen Atkins, Clare Holman, Paul Reynolds, Michael Gough | |
Frankreich / Großbritannien / Niederlande 1991 |
Infolge eines Justizskandals wird ein unschuldiger junger Mann wegen angeblichen Mordes an einem Polizisten verurteilt und hingerichtet. Der 19 Jahre alte geistig zurückgebliebene Epileptiker Derek Bentley wird trotz verminderter Schuldfähigkeit 1953 in England erhängt, obwohl es keinerlei Beweise für seine Täterschaft gibt - weil er nichts getan hat!
Derek wird auf der Straße von dem 16jährigen Junggangster Chris Craig aufgegriffen und freundet sich dann mit Chris und dessen Bande an. Die Jungs mit ihren Hüten und ihren Waffen faszinieren den einfältigen Knopf. Er gibt sich größte Mühe, um zu ihnen dazuzugehören, um Anerkennung und Freundschaft zu finden. Mit kindlicher Naivität folgt er Chris. Daß er sich dabei in kriminelle Kreise hineinziehen läßt, begreift er nur teilweise.
Die Eltern ahnen Schlimmes, sie versuchen den schlechten Umgang zu unterbinden. Andererseits sind sie froh, daß der Außenseiter ein paar Kontakte hat, daß sie ihn nach Erziehungsheim und vielen Mühen trotz seines mentalen Defizits zu einem einigermaßen selbständigen Leben führen konnten. Bei einem Einbruchsversuch werden Derek und Chris von der Polizei gestellt. Chris schießt mit seinem Revolver wild um sich. Ein Polizist wird verletzt, ein zweiter wird tödlich getroffen.
Peter Medaks Film schildert in einem intensiven Portrait die Wahrheit über diesen ungeheuerlichen Fall. Dereks Persönlichkeit und seine Lebensumstände werden durchleuchtet, ebenso wie der Tathergang und die anschließende Farce vor Gericht und der verzweifelte Kampf der Familie Bentley um Gerechtigkeit.
Von einem Justizirrtum kann hier nach Lage der Dinge nicht gesprochen werden. Denn es ist kein Irrtum, wenn ein Gericht mit Vorsatz sich der Aufnahme korrekter Fakten verweigert und leichtfertig gefälligen Fehlinterpretationen aufsitzt, anstatt sie aufzuklären. Die Methoden in diesem Prozeß entsprechen der spätfeudalen ständischen Arroganz des 18. Jahrhunderts. Die Entscheidung des britischen Parlaments, über ein Gnadengesuch erst nach der Vollstreckung des Todesurteils zu verhandeln, ist eine Krone des Zynismus, wie sie eher einem Joseph Goebbels gut zu Haupte gestanden hätte, denn einem sich als Rechtsstaat ausgebenden Königreich.
Eine abscheuliche Schlüsselrolle spielt Chris Craig, selbst Opfer seines eigenen kriminellen Familienumfelds, der wegen seines jugendlichen Alters noch der Todesstrafe entgeht und mit einigen Jahren Gefängnis davonkommt. Nicht ein Wort spricht der Mörder, um seinen Freund zu entlasten. Mit hämischem Grinsen verläßt Craig den Gerichtssaal. Solche entscheidenden Details setzen in dem Film die Akzente. In oftmals beklemmenden Bildern wird Derek Bentley als ein Mensch beschrieben, der sehr gut zwischen Recht und Unrecht, richtig und falsch zu unterscheiden weiß, jedoch nicht in der Lage ist, sein Wissen und seine Wünsche in aller Klarheit zu artikulieren. Eine grauenhafte Situation, in sich selbst gefangen zu sein. Derek Bentleys beschränkte Intelligenz hat ihn letztlich nicht zum billigen Werkzeug von Straßenkriminellen gemacht, sondern zum Werkzeug von Verbrechern, welche in Amtsgestalt den britischen Staat verkörpern. 1998 wurde Bentley posthum freigesprochen.
(Pino DiNocchio)
654283 DE | ||
Tonspur: | Deutsch | |
Untertitel: | D | |
Länge: | 115 Min. | |
Bild: | 4:3 Vollbild 1:1.33 | |
Extras: | Info zum Fall Bentley | |
- minus - | Es fehlt der englische Originalton |