HALLESCHE KOMETEN

  • Film DVD
  • deutsch
    83 Min.
    655279 DEnicht mehr im Handel

    Originaltitel: Hallesche Kometen
    Regie: Susanne Irina Zacharias
    Musik:  
    Darsteller: Hanno Koffler, Peter Kurth, Marie Rönnebeck, Max Riemelt, Patrick Güldenberg
    Deutschland 2005

    HALLESCHE KOMETEN

    Karl war wieder nicht bei dem Vorstellungsgespräch, welches das Arbeitsamt ihm vermittelt hat. Eine Ameiseninvasion in den Küchenvorräten der Plattenbauwohnung ist dieses Mal die Ausrede, die er gegenüber seinem gerade erwachsenen Sohn hat. Benni ist mit Anfang 20 schon ein bißchen mehr im Leben angekommen. Ihm ist klar, daß man ohne Geld nicht weit kommt. Und zu Geld kommt man nicht, wenn man wie der Vater nur den ganzen Tag zuhause rumgammelt und Trübsal bläst. Karl ist ein guter Bauarbeiter mit langjähriger Berufserfahrung, doch die Arbeitslosigkeit im Osten Deutschlands hat ihn desillusioniert. Zudem verkraftet er den Tod seiner Frau nicht, er vergräbt sich in Selbstmitleid.
    Benni hält sich und den Vater mit Aushilfsjobs über Wasser. Zusammen mit Kumpel Ingo vertickt er in den Straßen von Halle Schmuggelzigaretten - und was der Hehler sonst noch so an polnischen Sonderposten im Tagesangebot hat. Kumpel Puh fährt Pizzas aus. Die Jungs träumen von einem besseren Leben und spinnen allerlei Ideen aus, wie sie sich ein eigenes Geschäft aufbauen wollen. Benni gibt sich alle Mühe, seinen frustrierten Vater zur Arbeitssuche zu motivieren. Aber Karls mangelnde Kooperationsbereitschaft und seine Trägheit raubt Benni langsam die Geduld. Als er sich in Jana verliebt, gibt es auf einmal noch andere Prioritäten. Doch Jana stammt aus einem wohlhabenden Elternhaus, ihr steht die Welt offen. Damit kommt Benni überhaupt nicht klar...

    Das spezifisch "nachwende"-ostdeutsche Vater-Sohn Drama greift mit dem Problem der Arbeitslosigkeit nach einer ähnlichen Thematik wie der ebenfalls in der Reihe "Das kleine Fernsehspiel" zuvor entstandene Film "Netto", ist aber handwerklich sehr viel besser gemacht. Ausgereifte Charaktere und vor allem gelungen eingesetzte Kulissen und Stadtpanoramen erzeugen eine konsequente Stimmung. Regisseurin Susanne Irina Zacharias und Kamerafrau Daria Moheb Zandi arbeiteten als kongeniales Traumpaar. Ohne durch Klischees zu übertreiben und ohne negative Darstellung, fangen sie in den Bildern die Atmosphäre vom normalen Leben in der Plattenbausiedlung ein. Bennis Zuhause ist die Trabantenstadt von Halle, der eisige kalte Komet, der um das lebendig pulsierende, heiße Zentrum der Nachbarstadt Leipzig kreist. Der geniale, vieldeutige Filmtitel "Hallesche Kometen" entstand bizarrerweise erst kurz vor Fertigstellung des Films durch eine zufällige Eingebung. Er nimmt Bezug auf den Handlungsort, die Stadt Halle, und weckt zugleich Assoziationen zu dem nach seinem Entdecker, dem englischen Astronomen Edmund Halley, benannten "Halleyschen Kometen" als Sinnbild für einen verlorenen Himmelskörper, welcher in einer Umlaufbahn um die Sonne gefangen ist - wie Sohn Benni und Vater Karl, sich umkreisend, aneinander gefesselt sind...
    Für die Figur des bierbäuchigen, übellaunigen Vaters konnte der profilierte Theaterschauspieler Peter Kurth gewonnen werden. Die Feinheiten in der Persönlichkeit von Karl holt Peter Kurth sehr nuanciert an die Oberfläche und liefert Innenansichten eines Mannes, der eine tiefere Lebensgeschichte hat, als es der äußere Anschein verrät. Als Benni vereint Jungschauspieler Hanno Koffler seine körperliche Attraktivität als gutaussehender junger Mann mit einer sensiblen und zugleich ehrgeizigen Charakterdarstellung. Unter den oftmals zu drögen und zu holprigen deutschen Filmen ist die gut ausbalancierte Produktion "Hallesche Kometen" eine positive Ausnahme. Man kann den beiden Hauptpersonen folgen und sie verstehen, besonders bei Vater Karl. Ein richtiges Drama ist es nicht, dafür ist die Handlung zu gefühlvoll. Das alternative Ende ist übrigens schöner. (Pino DiNocchio)


    655279 DE
    Tonspur: Deutsch
    Untertitel: D, E
    Länge: 83 Min.
    Bild: 4:3 Vollbild 1:1.33
    Extras: Audiokommentar, Interview, alternatives Ende, Fotogalerie


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