KHADAK

  • Film DVD
  • deutsch + mongolisch
    104 Min.
    669949 DEnicht mehr im Handel

    Originaltitel: Khadak
    Regie: Peter Brosens, Jessica Woodworth
    Musik:  
    Darsteller: Batzul Khayankhyarvaa, Tsetsegee Byamba, Damchaa Banzar, Tserendarizav Dashnyam, Dugarsuren Dagvadorj
    Belgien / Niederlande / Deutschland / Mongolei 2006

    KHADAK

    Teenager Bagi lebt mit seiner Mutter und dem Großvater als Schafzüchter in der Mongolei. Der Winter bricht herein, der erste Schnee fällt in der Steppe. Bei der Suche nach einem verirrten Schaf hat Bagi einen epileptischen Anfall. Von dieser Krankheit wissen die einfachen Menschen nichts. Die Schamanin wird gerufen. Sie vollzieht ein Heilungsritual. Dabei stellt sie fest, daß der Junge die Geister der Vorfahren im Leib trägt. Er ist dazu bestimmt, ein Schamane zu werden. Der 17jährige kann sich mit der Idee aber nicht anfreunden, er hat seine eigenen Vorstellungen von seiner Zukunft. Doch der Großvater warnt Bagi, es habe schon seinem verstorbenen Vater Unglück gebracht, daß dieser sich seinem Schicksal widersetzt hatte. Obwohl der Großvater nur schwer auf die Arbeitskraft verzichten kann, folgt er dem Rat der Schamanin, den Jungen zu ihr in die Ausbildung zu geben.
    Der angebliche Ausbruch einer Tierseuche durchkreuzt alle Pläne. Regierungsbeamte nehmen das Vieh in Gewahrsam. In einer gespenstischen Szenerie stiefeln die in Schutzanzüge gehüllten Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde um die Pferche und verladen die Tiere in Lastwagen Die Nomaden müssen ihre Jurte abbrechen und ihren Lagerplatz verlassen. Mit Tränen in den Augen läßt Bagi sein Pferd in der Steppe frei, damit es nicht abtransportiert wird.
    Die Viehnomaden aus der Region werden in die Stadt zwangsumgesiedelt. Eine enge Wohnung in einem kahlen Wohnblock soll ihr neues Heim werden. Die Mutter findet Arbeit als Baggerführerin im nahegelegenen Kohletagebau, der sich wie ein Monster in die Landschaft frißt. Bagi wird Postkurier auf dem Motorrad. Der Großvater verkümmert in der Wohnung. Der alte Mann kann sich nicht mehr auf eine so völlig neue Lebenswelt umstellen.
    Bagis besondere Sinne führen ihn zu einem Mädchen, das beim Kohleklauen verschüttet wurde. Er rettet die schöne Zolzaya, doch als sie von Wachen aufgegriffen werden, hält man beide für Kohlediebe. Als Strafe werden die Jugendlichen in ein Gefangenenlager gesperrt und zu mehreren Wochen Zwangsarbeit im Straßenbau verurteilt.
    Nach einem erneuten Anfall findet sich Bagi in der psychiatrischen Station des Krankenhauses wieder. Nun nehmen die spirituellen Kräfte Besitz von ihm. Seine Seele begibt sich auf eine Reise in die Zwischenwelt, wo er der Schamanin begegnet. Bagi spürt die Lebenszeichen der Tiere, die angeblich wegen der Seuche getötet wurden. Er findet heraus, daß die Viehzüchter von den Behörden belogen wurden. Es gibt gar keine Seuche. Korrupte Beamte wollten sich an dem beschlagnahmten Vieh bereichern. Während sein Körper regungslos im Krankenbett liegt, muß Bagis Geist einen Weg finden, Zolzaya und den anderen betrogenen Nomaden in der Bergarbeitersiedlung mitzuteilen, daß ihre Tiere noch leben...

    Ein ganz und gar pessimistisches Werk über den erzwungenen Niedergang der Nomadenkultur in der Mongolei. Die Umsiedlung in die Städte bekommt den naturverbundenen Menschen einer traditionalen Gesellschaft nicht gut. Aber der Gewalt autoritärer Beamter oder gar des Militärs haben die friedlichen Viehzüchter nichts entgegenzusetzen. Mächtige Wirtschaftsinteressen stehen hinter der rücksichtslosen Ausbeutung der Bodenschätze des Landes.
    Wie ein massives Monument stellt sich die mystische Welt der Steppenbewohner der grobschlächtigen Moderne in den Weg. Von der Unwirklichkeit der schäbigen Stadt ist es nur ein kurzer Schritt bis in die Traumwelt schamanistischer Trance. In fließendem Übergang steht Bagi plötzlich in einer anderen Zeitebene, wo er eine mögliche Zukunft erblickt. Realität und Vision verschwimmen ineinander.
    Die Regisseure arbeiten den ganzen Film über mit langen, statischen Kameraeinstellungen. Mit meditativer Aura liegen die Motive in sich selbst ruhend im Bild. Es gibt nur wenig Bewegung. Dafür steckt das Gezeigte voller subtiler Symbolik. Die Glaubensvorstellung, daß die Schamanen im Geiste auf Wasserwegen reisen, um zwischen den Dimensionen zu wechseln, infiltriert regelrecht die profane Umgebung der städtischen Architektur, indem Bagi durch die Wasserleitung Verbindung zu den gefangenen Tieren erlangt. An verschiedenen Stellen taucht in diesem Zusammenhang Wasser als Element der Kontinuität auf, ebenso wie das blaue Halstuch oder der Apfel als Symbol von einer vielschichtigen mystischen Bedeutung besetzt ist. Eine so tief verankerte archaische Kultur läßt sich nicht einfach wegfegen. "Khadak" ist eine märchenhafte Erzählung vom Aufbäumen der spirituellen Kräfte gegen das zerstörerische Vordringen der Industrialisierung in Naturräume. (Pino DiNocchio)


    669949 DE
    Tonspur: Deutsch / Mongolisch
    Untertitel: D, E, F, NL
    Länge: 104 Min.
    Bild: 16:9 Widescreen 1:1.85
    Extras:  


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